Blümchen pflücken

Weichgezeichnete Idylle, sattgrüne Bilder: Arte zeigt die zweite Staffel der „Landträume“. Eine Dokumentation von Stadtmenschen und der Liebe zur Natur.

Irgendwas scheint die Deutschen am Landleben nachhaltig zu faszinieren. Nicht unbedingt das Rackern auf dem Bauernhof hart am Existenzminium, wo man morgens um sechs Uhr einen Stall voller Kühe zu melken hat und danach auf dem Mähdrescher sitzt, bis die Sonne untergeht, oder in den Schweinekoben den Mist zusammenkratzt.

Was der moderne Großstadtmensch, der sich nach ein bisschen Heimeligkeit vorm Herdfeuer sehnt und davon träumt, seine Marmelade selbst einzukochen, sich unter Landleben eigentlich vorstellt, zeigt der Erfolg diverser Land-Medien. Zunächst der Zeitschrift LandLust und ihrer ungezählten Klone, dann auch von TV-Magazinen wie „Landlust TV“, das im Dezember im NDR anlief.

Auf Arte läuft nun bereits die zweite Staffel „Landträume“ an, eine weitere Sendereihe im Doku-Format, die wöchentlich in schönen, sattgrünen Bildern zu sanft plätschernder Hintergrundmusik das Landleben ganz gehörig romantisiert.

In der ersten Folge haben die Autoren Holger Preuße und Sabine Hanke vier Paare beim Johannisbeerenernten, Weidenzäuneflechten und Blumenumtopfen zugeschaut, darunter Guilles le Breton und seiner Frau. Er sitzt in seinem Garten und tupft an einem Ölbild herum: „In grünen Herzen der Bretagne tauscht Guilles le Breton ab und zu die Rosenschere gegen Pinsel und Ölfarbe“, kommentiert eine sanfte Sprecherinnenstimme dazu.

Überhaupt wundert man sich, wie viel Zeit das Landvolk in ihren großen Gärten für Blumenpflücken, Backen und Malen übrighat. Und wovon die Leute eigentlich leben. „Landträume“ suggeriert jedenfalls: von Salat, Johannisbeermarmelade und der Liebe zur Natur.

Wahrscheinlich haben sie im ersten Leben in der Stadt einfach nur genug Geld verdient, um nun im Alter gemütlich Beete umgraben zu können. Was ja auch hübsch anzuschauen ist.
taz