Fahrt ins Risiko – Die Eisstraße durch Sibirien

16.02.2016 - 16:15 Uhr

Ein Film von Claus Wischmann

Was weiter im Süden zum unvermeidbaren Verkehrskollaps führen würde, ist im Norden Rußlands Alltag: Die Winterstraßen am Polarkreis sind mehrere Monate im Jahr schneebedeckt und vereist. Mehr noch: Die sogenannten Zimniki können ausschließlich während der Wintermonate befahren werden. Sobald der Frühling kommt und das Tauwetter einsetzt, verwandeln sich die Straßen in morastige Flächen, die keinerlei Autoverkehr mehr zulassen.

Die einzige Verbindung zwischen der Provinzhauptstadt Salekhard und dem dreihundert Kilometer entfernten Nadym verläuft über eine solche Straße. Alles, was nicht zwischen Ende Dezember und Mitte April transportiert wurde, muss kostspielig per Flugzeug verschickt werden. Der Film begleitet einen der letzten Transporte zwischen den beiden Städten, kurz bevor Eis und Schnee tauen, die Straße ihren Halt verliert und schließlich ganz verschwindet. Ein Abenteuer in der Kälte.

Verlassene Autowracks sind kein seltener Anblick am Rande der Winterstraße. Jeder, die Straße betritt, muss sich am Eingang registrieren. Unterwegs gibt es keine Mobilfunkverbindung, kein Restaurant, keine Tankstelle. Wer die Straße allein befährt, geht ein unkalkulierbares Risiko ein. Auch die Tundra Nomaden vom Volk der Nenzen nutzen die Winterstraße. Mit ihren Schneemobilen fahren sie von abgelegen Zeltdörfern am Rande der Straße bis in die Städte. Sie nennen die Zimniki „Straße des Lebens.“ Ein Konvoi aus vier Fahrzeugen bahnt sich den Weg über Glatteis und tiefen Schnee, über Flüsse und Sümpfe. Kein Problem, wenn dreißig oder vierzig Minusgrade herrschen. Sobald aber das Thermometer auf über fünfzehn Grad minus steigt, verwandelt sich der Weg in eine Rutschbahn für Mensch und Maschine.