19.10.2019 - 17:35 Uhr
Ein Film von Jasmin Lakatoš
Jeder Inhaftierte kostet bis zu 130 Euro am Tag. Dabei gelten Haftstrafen als nicht besonders effektiv. Wie kann sinnvolles Strafen aussehen? plan b sucht Alternativen zum regulären Strafvollzug.
Der deutsche Justizvollzug platzt aus allen Nähten. Sogenannte Ersatzfreiheitsstrafler machen bis zu 10 Prozent aller Gefangenen aus und fast jeder Zweite wird nach seiner Entlassung rückfällig. Statt einer Kultur des Wegsperrens wird zunehmend auf Resozialisierung gesetzt.
§2 Strafvollzugsgesetz besagt, dass Gefangene befähigt werden sollen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen. Das Seehaus in Leonberg bietet – neben dem geschlossenen und offenen Vollzug – eine zusätzliche Möglichkeit. Abseits von negativen Einflüssen durch andere Straftäter im Gefängnis werden Jugendliche im freien Vollzug darauf vorbereitet, ihren Teil für die Gesellschaft beizutragen und sich positiv darin einzubringen. Sie leben in Wohngemeinschaften mit sozialpädagogischen Hauseltern zusammen, die ihnen oftmals zum ersten Mal ein funktionierendes Familienleben vorleben.
Sedin bekam fünf Jahre und drei Monate. Das letzte Jahr seiner Haftstrafe verbüßt er im Seehaus. Mit welchen Gefühlen blickt er auf seine baldige Entlassung? Wie sieht sein Haftalltag aus?
Karl Peinhart leitet die Überwachungszentrale für den elektronisch überwachten Hausarrest in Österreich. Derzeit verbüßen 336 Personen ihre Strafe mit einer Fußfessel. Dass sie sich dabei an einen strengen Tagesablauf halten müssen, jede Minute ihres Daseins genau festgelegt ist, ist oftmals eine enorme psychische Belastung für die Straftäter. Dennoch liegt die Erfolgsquote bei über 85 Prozent positiver Abschlüsse und der österreichische Staat spart pro Tag und Häftling 123 Euro bei dieser Vollzugsform.
Detlef Börstler aus Stuttgart ist mehrmals beim Schwarzfahren erwischt worden und hat seine Geldstrafe nicht bezahlt, so dass ihm eine Haftstrafe drohte. Mit Hilfe des Vereins PräventSozial fand er eine Alternative und wandelte seine Strafe in 16 Arbeitsstunden um – das veränderte sein Leben entschieden.
Maiana Bidegain wurde als Kind vergewaltigt und möchte dem Täter mehr als dreißig Jahre danach im persönlichen Gespräch begegnen. Darauf hat sie sich über Monate mit einer Mediatorin vorbereitet, die beide Parteien zusammenbringt. Ein sogenannter Täter-Opfer-Ausgleich kann sogar außergerichtlich die Strafe des Täters abmildern und gleichzeitig das Selbstbestimmungsgefühl des Opfers stärken. Maiana hofft, in der abschließenden Begegnung endlich Antworten zu bekommen.