plan b: Wärme dank Hanf und Hightech – Neue Wege zur Energiewende

27.03.2021 - 17:35 Uhr

Ein Film von Frauke Vogel

Fossile Brennstoffe sind absolute Klimakiller, belegen dennoch beim Beheizen von privaten und öffentlichen Gebäuden immer noch den ersten Platz. Dabei gibt es klimafreundliche Alternativen.

Die Seethermie zum Beispiel. Sie ist eine noch junge Art der Energiegewinnung und wird derzeit vor allem in der Schweiz erforscht und getestet. Die Methode hat viel Potential, denn Seen sind riesige, schier unerschöpfliche Wärmespeicher.

Das bisher größte Seethermie-Projekt des Landes geht seit Anfang des Jahres in Luzern nach und nach ans Netz. „Es ist nachhaltige Energie,“ sagt der betreuende Ingenieur Beat Dellenbach, „wir zerstören unseren Planeten damit nicht. Wir müssen sie nicht um die halbe Welt verschiffen, um sie dann nutzen zu können (…) so sieht die Energiezukunft aus.“

In Paris wird zum Heizen Energie genutzt, die in der Stadt sowieso schon vorhanden ist: die Abwärme von Computern. Warum Serverräume und Rechenzentren unter hohem Energieaufwand kühlen, wenn die Wärme doch zum Heizen genutzt werden kann? Das dachten sich die Entwickler*innen des Startups „Qarnot” und bauen jetzt Heizkörper, in denen Computer stecken. Die Rechenleistung verkaufen sie an Firmen, die statt in großen Serverräumen dezentral rechnen lassen. Die Heizkörper wiederum sorgen für Wärme in Privathaushalten – und das ganz ohne Nebenkosten für die Bewohner*innen, die lediglich in die Anschaffung investieren müssen. So lassen sich jede Menge CO2 und Kosten sparen.

Die schnellste Methode, um CO2 einzusparen ist, die Raumtemperatur zu reduzieren und nur dann zu hoch zu heizen, wenn Räume auch wirklich genutzt werden. Gerade in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Behörden steckt hier ein riesiges Potential. An der Gemeinschafts-schule in Bad Segeberg setzten sie dabei auf die Hilfe von künstlicher Intelligenz. Smarte Thermostate erkennen, wann Klassenzimmer belegt sind und geheizt werden müssen.

Wer schon beim Bauen aufs richtige Material setzt, kann langfristig sparen. In Südtirol hat Baustoffhersteller Werner Schönthaler von Betonsteinen auf Ziegel aus Hanf und Kalk umgestellt. Der von ihm entwickelte Stein ist ein hervorragender Temperaturspeicher. Häuser, gebaut mit diesen Ziegeln, kommen ohne zusätzliche Wärmedämmung aus und sind sogar CO2-negativ. Denn bei ihrer Herstellung wird mehr Kohlendioxid gebunden, als durch die Produktion freigesetzt wird. „Es ist alles da in der Natur“, sagt Schönthaler, der jetzt die Baustoffbranche umkrempeln will.