Zu Tisch in Trás-os-Montes

25.07.2015 - 18:40 Uhr

Ein Film von Ivonne  Schwamborn

Joaquim Fernandes Santos lebt in Arcos, einem Dorf in den abgeschiedenen Bergen in Trás-os-Montes im äußersten Norden Portugals. Er kann sich nicht vorstellen von dort wegzuziehen. In Arcos hat er schon seine Kindheit verbracht. Vor kurzem hat er einen neuen Hof für seine Frau Paula und die beiden Söhne gebaut. Auf dem Bauernhof und den saftigen Wiesen betreibt die Familie eine Rinderzucht. Viele Einwohner sind im Laufe der Zeit aus Arcos ausgewandert, um woanders Arbeit zu finden. Joaquim und seine Frau Paula sind als einziges jüngeres Paar im Dorf geblieben. Sie fühlen sich verantwortlich für ihre alten Eltern. Gemeinsam mit ihnen halten sie an den Bräuchen fest.

Besonders stolz ist Joaquim auf seine Barrosã-Rinder. Ihr Markenzeichen sind die langen spitzen Hörner, die an eine antike Harfe erinnern. Die Barrosã-Rinder leben nur in der Berglandschaft Nordportugals. Vor 50 Jahren wären sie beinahe ausgestorben, weil sie niemand mehr züchten wollte. Sie haben das zarteste Fleisch der ganzen Gegend und mit ihren langen Hörnern gehen sie bei traditionellen Rinderkämpfen aufeinander los.

Da Joaquim niemals eines seiner Rinder schlachten würde, kauft er ein Tier bei einem Züchter. Das Fleisch wollen er und Paula anlässlich eines Festes zubereiten. Die eigenen Rinder dienen als Arbeitstiere. Wie vor Jahrhunderten in der Region üblich, zieht die gesamte Familie auch heute noch mit dem Rinderkarren los, um Ginster für die Stallungen zu sammeln.

Das Sonntagsessen soll ein richtiger Schmaus werden: Gemeinsam backen sie im steinernen Dorfofen Brot und Folar, einen mit Wurst- und Schinkenstücken gefüllten Brotteig. Mit ihrer Mutter bereitet Paula eine weitere Spezialität zu – selbstgemachte Räucherwürste. Das zarte Fleisch der Barrosã-Rinder wird als „Cozido à Barrosã“, eine Fleischplatte mit Kohl serviert; oder als „postas“, Steaks mit Brot. Nach dem  Sonntagsbraten findet das Fest mit dem Rinderkampf statt, die „Chega de Bois“. Joaquim lädt seine Freunde und Bekannte ein, damit sie seinen Stier bewundern können.