plan b: Freie Fahrt fürs Rad. Verkehr neu gedacht

Ein Film von Charlotte Aebischer und Jakob Groth, ZDF, 30 Minuten (D 2025)

Breite Straßen nur für Autos, Radwege, die im Nichts enden. Lange Zeit war Deutschland alles andere als ein Fahrradparadies. Doch immer mehr Städte und Gemeinden setzen auf das Rad.

Schnell und sicher durch die Stadt: Dafür brauchen Radfahrende eigene Routen und sichere Stellplätze. Tübingen in Baden-Württemberg  fährt voraus und holt sich neue Ideen aus den Niederlanden.

„Wir wollten mehr als einen Flickenteppich, wo nur stellenweise Radstreifen aufgemalt werden“, sagt Tübingens Stadtplanerin Katrin Korth. Sie hat in der schwäbischen Stadt mehrere Großprojekte für Radfahrende umgesetzt. Die Tiefgarage der neuen Radstation direkt am Bahnhof bietet 1.100 überwiegend kostenlose Stellplätze, eine Rad-Werkstatt und eine Waschstation. Außerdem hat Tübingen in drei neue Radbrücken investiert, die bei Frost beheizt werden, um Glätteunfälle zu vermeiden. Sie sind Teil des „Blauen Bands“, einem Netz aus vier Meter breiten, blau bemalten Radwegen, die sich quer durch die Stadt ziehen.

Fahrradinfrastruktur für den Alltag, das ist das eine – das andere ist es, auch im Urlaub auf das Auto verzichten zu können. Genau das will Max Riese ermöglichen: sein Startup, Gravgrav, hat sich auf das Zusammenstellen und Kuratieren von Fahrradrouten spezialisiert. Im Auftrag von dem Bad Reichenhaller Tourismus hat er letztes Jahr die 560 Km lange Strecke „Wossa“ erkundet, die nun offiziell eröffnet werden soll. Über 8000 Höhenmeter führt sie entlang an Gletschern, Seen, Flüssen und Bächen vom Berchtesgadener Land bis ins Salzkammergut. Das Besondere? Aus ökologischen Gründen ist die komplette Strecke auf bestehenden Radwegen angelegt worden und nur online ausgeschildert.

Durchs Fahrradfahren lassen sich viele Emissionen in der Luft vermeiden. Doch wie klima- und umweltfreundlich ist die Herstellung von Fahrrädern und E-Bikes? Rahmen aus Aluminium, Stahl oder Carbon werden sehr energieintensiv produziert und meist aus Fern-Ost importiert. Auch Lithium-Ionen-Akkus haben eine schlechte Umweltbilanz. Hier setzen junge französische Unternehmen an: Der ehemalige Rennradfahrer Félix Hébert stellt seit 10 Jahren Fahrradrahmen her, die aus Bambus und Pflanzenfasern bestehen. Mittlerweile verkauft er auch E-Bikes. In Lyon repariert die Firma Doctibike defekte Akkus anstatt sie wegzuschmeißen. Und auch das Pariser Start-Up Upway hat aus dem Upcycling von E-Bikes ein Geschäftsmodell gemacht. Die gebrauchten Räder mit den reparierten Akkus werden sogar in Deutschland verkauft.