Re:  Feuer, Flammen, Funkenschlag – Waldschutz in der Klimakrise

27.04.2023 - 19:40 Uhr

Ein Film von Christina Gantner

Der Wald – Rückzugsort, Ruhepol und Klimaretter. Doch immer häufiger sind Wälder und Forste von verheerenden Feuersbrünsten bedroht. Steigende Temperaturen und Dürre erhöhen das Waldbrandrisiko deutlich.

Doch was lange eher als ein Problem Südeuropas, Kaliforniens oder Australiens galt, betrifft jetzt immer öfter auch das nördliche Europa. Noch nie verbrannte seit Aufzeichnungsbeginn innerhalb eines Jahres so viel Vegetationsfläche wie im Jahr 2022. Wie stellen sich Feuerwehren und Brandschützer angesichts dieser Bedrohung neu auf?

 

Einer von ihnen ist Tobias Hallas. Der diplomierte Rettungssanitäter aus Karlsruhe kämpft ehrenamtlich gegen die Flammen im Wald. Er ist Mitglied im Katastrophenschutzverein @fire, einer deutschen NGO, die sich unter anderem auf Waldbrände spezialisiert hat. Der Verein wurde ursprünglich zu Hilfszwecken gegründet. Feuerwehrleute aus Deutschland sollten in den heißen Sommermonaten ihre Kolleg*innen in Südeuropa bei Waldbrandeinsätzen unterstützen. Doch inzwischen ist das Know-how der Spezialist*innen auch in Deutschland gefragt, denn in den Lehrplänen der Freiwilligen Feuerwehren kam das Thema Waldbrand bisher nur am Rande vor. Der Verein @fire möchte diese Wissenslücke schließen. Ihre Erfahrungen aus Auslandseinsätzen geben die Mitglieder an deutsche Einsatzkräfte weiter, machen sie fit für kommende Brände.

Ein Großteil ihres Wissens stammt aus Spanien, einem Land, das seit vielen Jahren gegen Waldbrände ankämpft. Dort arbeitet auch der Berufsfeuerwehrmann Manuel Lopes Rodrigues. Für ihn liegt es nicht allein an der richtigen Löschtechnik. „Ist es normal, dass jeden Sommer tausende Hektar abbrennen? Nein. Wir müssen entscheiden, welche Art von Wald wir wollen, um zu verhindern, dass es jeden Sommer brennt.“ Der Feuerwehrmann macht auch die Monokulturen verantwortlich – weite Waldflächen, bestehend aus nur einer Baumart, die auch noch besonders schnell brennt. In seiner Heimat, in Galicien, ist es vor allem die Schwarzholz-Akazie. Die invasive Art verdrängt andere Baumarten und wächst so dicht, dass sie Waldbränden enorm viel Zunder bietet. Manuel Lopes Rodrigues greift deshalb immer häufiger zu Hacke und Spaten und reißt die Bäume aus. Mit vielen Unterstützer*innen und seinem eigens gegründeten Verein will er den Wald wieder zu einem klimafreundlichen, feuerresistenten Mischwald machen.

Auch in Deutschland sind Monokulturen ein Problem. Brandenburgs Wälder bestehen beispielsweise zu 70% aus Kiefern. Um hier Waldbrände schnell zu erkennen, entwickelt Ingenieur Carsten Brinkschulte mit seinem Start-up sogenannte elektronische Nasen. Diese Sensoren sollen im Wald Brandgase frühzeitig erkennen und ein schnelles Eingreifen durch die Feuerwehr ermöglichen.