05.05.2019 - 19:30 Uhr
Ein Film von Elke Sasse und Ulrike Neubecker
Usedom, drei Autostunden von der Hauptstadt entfernt, galt früher als die „Badewanne Berlins“. Kilometerlange Sandstrände lockten schon Ende des 19. Jahrhunderts illustre Badegäste hierher. Die ließen in Strandnähe Sommervillen bauen und prägten die Architektur der Seebäder. Die Damen präsentierten die neueste Mode auf der Strandpromenade, gebadet wurde zunächst getrennt in „Frauen-“ und „Männerbädern“ und später gemeinsam in „Familienbädern“. Heute wirbt die Insel mit dem, was an Schönem übrig geblieben ist in den sogenannten Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin, vor allem mit den hübsch restaurierten Villen, den langen Promenaden und den weißen Stränden mit ihren Strandkörben im alten Stil. Aber dazwischen liegt die DDR-Geschichte, in der Usedom zum Volksbad mit Zeltplatzkultur und FKK wurde. Das Hinterland der Insel ist im Kontrast zu den Seebädern ein Ort der Stille und Beschaulichkeit. Die Bewohner bestellen die kargen Felder, fangen Fische und einige wohnen noch in mit Reet gedeckten Häusern zwischen Wiesen und Wäldern. Auch der Koch eines Luxushotels hat hier einen Rückzugsort gefunden und gleichzeitig eine Fundgrube für Kräuter, die er in seiner Küche verarbeitet. Nach dem Krieg verlief eine gut bewachte Grenze zwischen dem deutschen Seebad Ahlbeck und dem polnischen Swinoujscie, auch Swinemünde genannt. Inzwischen sind die Grenzanlagen abgebaut. So überquert eine Modedesignerin täglich mit dem Fahrrad die nun durchlässige Grenze. Und junge Kitesurfer bleiben lieber gleich auf der polnischen Seite, denn dort geht es nicht so gesetzt zu wie auf den Promenaden der „Kaiserbäder“.