Handgemacht: Berlin

18.02.2017 - 14:45 Uhr

Ein Film von Jessica Krauß

Berlin ist eine Stadt, die ständig in Bewegung ist. Die verschiedensten Szenen, Trends und Moden existieren hier friedlich nebeneinander. Diese Stadt hat für alle ein Plätzchen. Vielleicht ist es dieser freie Geist, der schon seit Jahrzehnten Kreative in die Stadt lockt. Hier probieren sie sich aus, erfinden sich neu. Besonders die Hand-gemacht-Szene boomt seit Jahren: In manchen Viertel wie Kreuzberg oder Fried-richshain gibt es kaum ein Hinterhof mehr, der keine Werkstatt, Atelier oder Laden vorzuweisen hat. Handgemacht ist längst nicht mehr nur „In“, sondern zur Lebens-einstellung geworden. Ein Ende des Trends ist nicht abzusehen.

Seit Jahren wohnt die gebürtige Kasslerin Rosa Lübbe in der Hauptstadt und ist hier längst Zuhause. Für die Kunststudentin gibt es hier genug Anregungen um sich richtig auszutoben. Philippe Schröder ist waschechter Berliner mit französischem Einschlag. Von seiner Mama hat er den Vornamen und die Liebe zum Essen, die er in seinem Burgerladen auf dem Tempelhofer-Feld auslebt. Auch sonst steht er auf alles Hand-gemachte. Gemeinsam ziehen die beiden durch ihre Stadt, stecken die Köpfe in Werkstätten, Wohnzimmer und Läden und entdecken Neues aus dem Riesenreich des DoItYourfelf.

Philippe besuchen Patrick Kerti. Der gebürtige Karlsruher hat in London Möbelde-sign studiert und lebt seit 2002 in Berlin. Schon damals begann er Möbel aus altem Holz zu bauen und war dem großen Upcycling-Trend damit weit woraus. In einer riesigen Halle in Oberschöneweide, die dem Kollektiv KAOS gehört (Kreative Ar-beitsgemeinschaft Oberschöneweide) baut er seitdem seine klar-gestalteten Tische, Stühle und Betten.
Rosa macht sich derweil auf den Weg zu Stefan Brüning und Daniel Vogel-Essex von Ozon Cyclery. Das deutsch-amerikanische Duo baut Fahrräder aus Bambus. Sie haben unterschiedliche Sachen ausprobiert, den Rahmen mit den Fahrradteilen zu verbinden und ihre eigene Technik erfunden. Inzwischen bauen sie Tandems, Lasten- und Rennräder. Dass die halten und die Räder dabei auch noch todschick sind, pro-biert Rosa bei einer Probefahrt durch Berlin aus.
Bevor die beiden sich wieder in den Prinzessinnengärten treffen besorgt sich Philip-pe eine selbstgemachte Kappe von Capt’n Crop. Moritz Wolfgruber klebt alte Stof-fe zusammen und formt aus ihnen Hüte und Kappen, die sich sehen lassen können. Schon sieben Jahre hat der gebürtige Bayer seine Werkstatt in Kreuzberg.
Nach der Exkursion in den Prinzessinnengärten in der Simone Kellermann von der Materialmafia erzählt, dass sie Materialien wie Schultafeln, Paletten und Fahrrad-schlauch sammelt und verschenkt, geht es für Philippe weiter zu Sophia Wening. Das Supergirl der Branche näht Geldbeutel und Taschen aus alten Comics. Die quietschbunten Teile bearbeitet sie in ihrem Wohnzimmer und verkauft sie sehr er-folgreich unter dem Comicslogan Pauwpauw.