21.11.2020 - 23:45 Uhr
Ein Film von Marie Villetelle
Ohne den Anschlag ginge es Grégoire Chiche heute nicht so gut. Das klingt merkwürdig. Doch der Franzose ist heute ein anderer Mensch als vor dem Attentat. In seiner Wahrnehmung ist er heute glücklicher. Der Grund: Resilienz. Was aber ist das und wie fühlt es sich an, resilient zu sein?
Grégoire rannte um sein Leben. Am Strand von Tunesien erlebte der Franzose einen Terroranschlag. Danach kam die Leere. Und dann setzte ein Prozess ein, der Grégoire verändert hat. Er begann in den Bergen zu laufen, mit Hindernissen, immer höher. Mit jedem Kilometer ging es besser. Grégoire vergaß nie, was ihm passiert ist, aber er begann das Leben anders zu sehen: der Augenklick wird wichtiger als die Zukunft, Erleben bedeutender als Besitzen.
Marie Dasylva war nie in akuter Lebensgefahr und leidet dennoch. Die täglichen Diskriminierungen, denen sie als schwarze Frau im Berufsleben ausgesetzt ist, haben sie krank gemacht. Sie leidet an Depressionen, bis auch bei ihr der Prozess der Resilienz einsetzt: Marie kauft sich ein dickes Notizbuch, schreibt auf, was ihr widerfahren ist, mit einer Besonderheit: Sie erfindet neue Enden. Wie hätte die Geschichte ausgehen können, wenn sie sich gewehrt hätte? Damit hilft sie heute anderen.
Das ist es, was resiliente Menschen ausmacht: Sie finden einen Weg das Leid in ihr Leben zu integrieren. Das beobachtet Pierre Gagnepain aus Frankreich. Der Erinnerungsforscher und Neurowissenschaftler beschäftigt sich mit Überlebenden von Attentaten. Ihm ist klar: Resilienz ist ein dynamischer Prozess. Es ist die Fähigkeit, traumatische Ereignisse ins eigene Erinnern zu integrieren, sich anzupassen und auch nach dem Ereignis weiterzumachen.
Bis 20.11.2021 in der ARTE-Mediathek