Re: Faire Wolle – Neue Wege in der Textilindustrie

03.12.2021 - 19:40 Uhr

Ein Film von Lydia Meyer und Philipp Juranek

Wolle gilt als Naturprodukt. Doch die Herstellung des flauschigen Materials ist oft wenig ökologisch und tierfreundlich. Doch Wollpionier*innen entwickeln neue, nachhaltige Verfahren.

Schafswolle kommt meist vom anderen Ende der Welt: aus Neuseeland oder Australien. Das ist nicht gut fürs Klima. Hinzu kommen oft schlechte Haltungsbedingungen.

Dabei gibt es gute Alternativen – die naheliegendste: Wolle von heimischen Schafen. Sie landet wegen der schlechten Infrastruktur und hoher Produktionskosten in Deutschland allerdings meist auf dem Müll. Während Wolle aus regionaler Produktion wiederentdeckt wird, gehen erfinderische Köpfe an ganz neue Fasern.

​​Warum nicht Strickmode aus Hundehaaren herstellen? Das dachte sich Modedesignerin Ann Cathrin Schönrock und gründete zusammen mit Textilingenieurin Franziska Uhl die Marke Chiengora. “Das ist ja das Verrückte eigentlich, dass wir dieses super hochwertige Material vor der Haustür haben und wegwerfen,” findet Uhl. Die beiden jungen Unternehmerin aus Berlin lassen Hundehaare zu hochwertigem Garn verarbeiten.

Auch in den Labors der Hochschulen arbeiten Forschende an den Fasern von morgen.  Gemeinsam mit ihren Studierenden tüftelt Maike Rabe, die Leiterin des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung an der Hochschule Niederrhein an Pflanzenresten, die sich zur nachhaltigen Produktion von Textilien eignen. Gerade testen sie, wie sich aus Ananasblättern flauschige Garne herstellen lassen.

Einen anderen Weg geht das kleine Label „Raincloud & Sage“ aus Marburg. Gründerin Ruth Werwai und ihr Geschäftspartner Marten Wellbrock wollen die Wolle der sechs Millionen heimischen Schafe wieder marktfähig machen. Die Gründer haben ein Netzwerk aus kleinen Schäfereien gesponnen, deren Wolle normalerweise nicht verarbeitet würde, weil die Preise für Wolle im Keller sind und die Schurkosten kaum decken. Hinzu kommt, dass es wegen der Billigkonkurrenz in Ländern wie Indien und Bangladesh hierzulande kaum noch Spinnereien und Webereien gibt. Doch Werwai und Wellbrock haben eine kleine Spinnerei in Bayern aufgetan und gehen mit ihrer regionalen Wolle in Produktion.