Re: Patient vor Profit – Medizin im Sinne des Menschen

31.01.2020 - 19:40 Uhr

Ein Film von Stella Könemann

Wenn der Mensch krank wird, muss er Ärzten und Krankenhäusern vertrauen. Doch wird in jedem Krankenhaus die beste Versorgung angeboten? Ärzte und Häuser stehen unter hohem ökonomischen Druck. Das Risiko: Der eigentliche Auftrag – die bestmögliche Patientenversorgung – wird hinter wirtschaftliche Erwägungen gestellt. „plan b“ trifft Menschen, die im System nach Wegen suchen, den Patienten wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

Seit Einführung der Fallpauschalen 2004 wird jede Krankheit mit einem festen Preis versehen – mit dem Ergebnis, dass einige Eingriffe weitaus rentabler sind als andere. Das Risiko: Nicht der Patient, sondern der Ertrag, der sich mit ihm erzielen lässt, rückt in den Mittelpunkt. Dr. Alexander Risse vom Städtischen Klinikum Dortmund ist überzeugt: am Bett des Patienten wird nicht gerechnet: „Wir haben einen Versorgungsauftrag. Wer krank ist, der wird auch krankheitsentsprechend behandelt.“ Sein Diabeteszentrum arbeitet eigentlich in den roten Zahlen. Finanziert wird es über andere Fachbereiche, die das Defizit ausgleichen.

Dänemark steht vor den gleichen demographischen Herausforderungen wie Deutschland. Wie kann eine Bevölkerung, die länger lebt und an zunehmend komplexen Krankheiten leidet, umfassend medizinisch versorgt werden? Um gerade in Notfällen rund um die Uhr Fachärzte vorhalten zu können, wurde die dänische Krankenhausstruktur radikal verändert. Zahlreiche Kliniken wurden geschlossen und zusammengelegt, landesweit sollen nur noch 21 Super-Kliniken die Bevölkerung versorgen. In Deutschland folgen erste Regionen diesem Vorbild. Dr. Burkhard Schropp war 14 Jahre lang Chefarzt am Klinikum Möckmühl im Landkreis Heilbronn. Dieses wurde jedoch, gemeinsam mit einem weiteren defizitären Krankenhaus, geschlossen. Heute operiert Dr. Schropp einerseits in einem neu errichteten Klinikum und bietet andererseits eine ambulante Sprechstunde und kleinere operative Eingriffe am ehemaligen Standort Möckmühl an. Die ambulante, wohnortnahe Versorgung wird hier mit einem neuen Gesundheitszentrum sichergestellt. „Meine Angst war, dass die Patienten, wenn das Krankenhaus in Möckmühl geschlossen wird, sich irgendwie andere Wege suchen. Die Angst hat sich aber gottseidank nicht bestätigt. Gewonnen hat der Patient viel – ein großes Haus mit Gefäßmedizin, Kardiologie, Innere, Allgemeinchirurgie, alles vorhanden“, erklärt Dr. Schropp.

Experten gehen davon aus, dass sich über kurz oder lang die Klinikstruktur auch in Deutschland verändern muss. Die ambulante Versorgung wird deshalb umso wichtiger. Heike Kohlmann war über 30 Jahre Röntgenschwester in der Poliklinik in Halle (Saale). Heute ist sie hier nur noch Patientin. Frau Kohlmann könnte sich keine bessere Versorgung vorstellen: „Ich habe hier all meine Fachärzte unter einem Dach. Meine Hausärztin kann mich zum hauseigenen Röntgen überweisen und hat dann direkt die Bilder hier. Die Wege sind kurz, alle kennen sich untereinander“. Polikliniken waren für die Gesundheitsversorgung der DDR Bürger verantwortlich und auch heute bieten sie mehrere Lösungen. Ärzte arbeiten hier in Anstellung und können sich so voll und ganz auf ihre Patienten konzentrieren. Sie und auch Patienten profitieren von dem interdisziplinären Austausch.