11.02.2022 - 19:40 Uhr
Ein Film von Annie Hofmann und Katrin Kleemann
Ganze 25 Kilogramm Käse essen die Deutschen pro Kopf im Jahr. Doch sind Kühe und Milch nicht schlecht für‘s Klima? „plan b“ trifft Menschen, die nachhaltigen Käse und Alternativen produzieren.
Ein Kilogramm Käse bedeutet durchschnittlich rund 6 Kilogramm CO2-Ausstoß. Eine Bilanz, die der Allgäuer Landwirt Franz Berchtold nicht auf sich sitzen lassen will. Schritt für Schritt hat er seinen Betrieb umgestellt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Und er ist nicht allein auf der Lösungssuche.
„Wer nachhaltig Milch und Käse produzieren will, der muss eigentlich die ganze Wertschöpfungskette im Auge haben. Nicht nur die Milch für sich, den Käse für sich,“ weiß Landwirt Berchtold. Das findet auch Doris Erne. Die Schweizerin hat einen völlig neuen Molke-Drink entwickelt. Denn ganze 90 Prozent der Milch landen nicht im Käse, sondern werden als Molke beispielsweise in Biogasanlagen verbrannt. Allein in der Schweiz fallen pro Jahr 1,3 Millionen Tonnen Molke als Nebenprodukt der Käseproduktion an. „Es tut mir weh zu wissen, dass ein so super Lebensmittel so selten genutzt wird für die menschliche Ernährung“, meint Doris Erne – und tüftelt darum weiter an innovativen Lösungen gegen die Lebensmittelverschwendung.
Ganz weg von der Kuh denken dagegen Franco und Lisa Vessio aus dem italienischen Piemont. Ihr Mozzarella basiert auf Reismilch und das erste Produkt kam 2010 auf den Markt. Das besondere im Vergleich zu anderen Käsealternativen: Es wird auf regionale und umweltschonende Produktion gesetzt – und das schon beim Anbau des Vollkornreises, der im Mozzarella-Ersatz verarbeitet wird. „Durch den Trockenanbau sparen wir Wasser und schonen den Boden“, erklärt Franco Vessio, der überzeugt ist: „Wir sollten dazu beitragen, der intensiven Landwirtschaft Grenzen zu setzen.“ Daran arbeitet auch das israelische StartUp Remilk. Hier entwickelt das Team um Firmengründer Aviv Wolff ein In-vitro-Herstellungsverfahren für Milch und Käse.
Ob Käseherstellung in der Petrischale oder nachhaltige Kuhhaltung auf dem Biohof mit Solardach: Allen Beispielen geht es darum, den CO2-Abdruck des Käses zu verringern, ohne den Genuss zu schmälern.