10.01.2021 - 17:40 Uhr
Ein Film von Claus Wischmann
Am Tag der Open Air Aufführung von Vincenzo Bellinis Oper „Norma“ 1974 weht ein heftiger Sturm durch das römische Amphitheater von Orange. Die neuntausend Zuschauer sitzen schon, doch noch wird hinter den Kulissen diskutiert, ob der Auftritt stattfinden kann. Montserrat Caballé ist zu dieser Zeit bereits ein Star, sie singt an der Metropolitan Opera in New York, an der Mailänder Scala, in Moskau, Barcelona und London. Sie und ihre Mitsänger entscheiden sich trotz aller Widrigkeiten für den Auftritt.
Es wird ein Triumph der Gesangskunst, ein Fest des Belcanto, das noch heute begeistert. Dabei ist der Wind deutlich zu hören, er fährt in die weiten Kostüme, bauscht Schleppen, Tücher und Gewänder auf und sorgt so für eine ganz eigene, ungeplante Dramatik. Kostümbildnerin Gioia Fiorella Mariani, Nichte von Roberto Rossellini, spricht von ihrer Angst, dass die meterlangen Schleppen abreißen könnten. Nach dem umjubelten Auftritt trifft sie zu ihrer Überraschung auf die tränenüberströmte Sängerin, die um ihre Gesundheit fürchtet. Direkt nach dem Auftritt musste sich Montserrat Caballé einer Operation unterziehen.
Ihr Bruder Carlos Caballé gab für diesen Film das erste Interview seit dem Tod seiner Schwester im Oktober 2018. Er hat sie ihr Leben lang begleitet. Auch in Südfrankreich war er bei den Proben und beim Auftritt 1974 dabei. Die Sopranistinnen Sonia Yoncheva und Olga Peretyatko erzählen von ihrer Bewunderung für „La Superba“ wie die Caballé genannt wurde. Maria Callas hat sie nur wenige Jahre nach diesem Auftritt als ihre legitime Nachfolgerin bezeichnet.