Zu Tisch: Donau-Delta

27.01.2025 - 11:50 Uhr

Ein Film von Kristian Kähler

Bevor die Donau im Schwarzen Meer mündet, bildet sie eine einzigartige Landschaft: Zwischen den Haupt-Mündungsarmen Chilia, Sulina und Sfintu Gheorghe zerfasert sich der Strom hundertfach und lässt ein endlos erscheinendes Labyrinth aus Wasser und Land entstehen, das über Straßen nicht mehr zugänglich ist. Das rumänische Donaudelta im Kreis Tulcea ist das zweitgrößte Delta Europas und das größte zusammenhängende Schilfgebiet der Welt. Hier leben zahllose seltene Vögel und große Teile des Deltas stehen heute unter Naturschutz, so gibt es hier die einzige größere Pelikankolonie, aber auch zahllose Wildpferde in den Auenwäldern.

Die abgelegene Region ist nur mit dem Boot zu erreichen. Es gibt so gut wie keine Industrie und damit auch kaum Arbeit. Viele Einwohner sind abgewandert, die Daheimgebliebenen leben vor allem von dem was sie Fischen und selber anbauen.

Familie Burduja steht mitten im (Dorf)leben. Rodica ist eine herzliche, agile, lustige Frau. Ihr Tag ist lang: bevor um 8 Uhr der Dorfladen öffnet, hat sie bereits im Morgengrauen für die ganze Familie gekocht. Im Ort ist sie bekannt für ihre gute Küche. Das Kochen hat sie sich selber beigebracht – Hechtklöße, Paprikaschoten mit Fischfüllung oder gebratener Wels mit frischer Knoblauchsoße. Besonders beliebt sind ihre Nachtische: Quarkkuchen oder frittierte, süße Hefeklößchen.

Mitica Burduja fährt seit über 20 Jahren jeden Morgen mit seinem kleinen Boot ins Delta. Nur ein paar Schritte vom Haus liegt sein Boot in einem Abzweig vom Kanal. Eine gute halbe Stunde ist er auf den schilfbewehrten Wasserwegen unterwegs, bis er den größten See in der Nachbarschaft erreicht hat. Der Lacul Merhei war früher berühmt für seinen Fischreichtum. Doch dieser hat auf Grund der Umweltverschmutzung deutlich abgenommen. Früher, so erzählt Domitru, hätten sie ihre Reusen bloß auf 100 Meter Länge ausgelegt und 100 Kilo Fisch gefangen. Heute hat er 2 Kilometer Reusen und fängt oft nicht mehr als 10 Kilo. Das Geschäft der Fischer ist hart geworden. Für ihren Fang bekommen sie von den Aufkäufern aus Tulcea nicht mehr als 1 Euro pro Kilo. Davon können sie kaum leben.

Tochter Andrea geht seit dem letzten Jahr in Tulcea zur Schule und lebt dort bei Pflegeeltern. Nur alle paar Wochen kommt sie heim nach Letea. Es ist ein Abschied auf Raten. Andrea liebt das Leben im Delta, aber die Plackerei ihrer Eltern ist nicht ihre Zukunft. – Sie möchte gerne in einem modernen Job in der Stadt arbeiten. Die 3 Monate Sommerferien sind vorbei und jedes Mal wenn die Tochter sie verlässt, ist es ein tiefer Einschnitt für Rodica und Domitru.