25.06.2022 - 17:35 Uhr
Ein Film von Sarah Mabrouk
Ein Drittel des weltweit produzierten Kaffees konsumieren wir in Europa. Doch die Kaffeeliebe schadet der Umwelt und bietet Kaffeebauern kaum eine Existenzgrundlage. Geht es auch anders?
Mit innovativen Methoden sorgen Kaffeepionier*innen für mehr Biodiversität, bessere Resistenz ihrer Kaffeepflanzen und fairere Löhne für die Farmer*innen. Aber damit nicht genug. Auch in den Abfallprodukten des Kaffeeanbaus stecken Lösungspotenziale für Mensch und Umwelt.
Kaffee wächst von Natur aus unter einem schattigen Blätterdach von Bäumen. In Mittelamerika wurden in den letzten Jahrzehnten jedoch mehr als 40% der Kaffeeanbauflächen auf Monokulturen umgestellt. Das macht Kaffee zu einer der Hauptursachen für die Zerstörung des Regenwaldes. Mit jeder konsumierten Tasse Kaffee wird etwa ein Quadratzentimeter Regenwald zerstört. Schlimmer noch, durch die Erosion der Böden und den Klimawandel führt der intensive Kaffeeanbau längerfristig zu einem Verlust der Flächen.
Der junge Agrarökologe David Benitez setzt in Honduras lieber auf die ganzheitlichen Anbautechniken seiner indigenen Vorfahren und kombiniert diese mit modernen Methoden der Permakultur. Durch einen ökologischen Misch-Anbau im Wald erzielt er nicht nur gute Erträge und ein stabiles Ökosystem, sondern pflanzt auch Obst und Gemüse für die ganze Familie: „Wir ernten von Jahr zu Jahr mehr Kaffee, genau umgekehrt als bei der konventionellen Produktion. Da schießen die Erträge in den ersten Jahren hoch und gehen dann durch die ausgelaugten Böden radikal nach unten, bis man davon nicht mehr leben kann.” Der Landwirt gibt sein Wissen inzwischen an andere Produzent*innen weiter. Das ist wichtig, denn 80% des Kaffees wird weltweit nach wie vor von Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut, die ganzheitliche Methoden einsetzen könnten.
Bei der Produktion von Kaffee fallen Berge an Abfallprodukten an. Eine Firma aus Seattle hat eine Lösung. Sie verwandeln das üblicherweise weggeworfene Fruchtfleisch des Kaffees, die sogenannte Kaffeekirsche, in eine nährstoffreiche und neue kulinarische Zutat: Kaffeekirschenmehl. Das glutenfreie Mehl vermarkten sie als „Superfood”, denn es enthält hohe Mengen an Antioxidantien, Mineralstoffen, Ballaststoffen und Eiweiß. Inzwischen wird es in den ersten Edelrestaurants und Bäckereien serviert. Köche verwandeln es in Kuchen, Brot, Nudeln und sogar Cocktails. Die neue Zutat verschafft Kleinbauern nebenbei ein zusätzliches Einkommen, ganz ohne Mehrarbeit. – Im Gegenteil bedeutet die Verwendung der Kaffeekirsche eine Entlastung der Umwelt.
Noch besser für die Umwelt ist die regionale Produktion. Kaffeeanbau ist in Deutschland nicht möglich, doch die heimischen Äcker bieten eine koffeinfreie Alternative: die Lupine. Keine langen Lieferwege, keine Pestizide, keine Abholzung. Der deutsche Lupinenkaffee macht zwar nicht wach und ist milder im Geschmack, zugleich jedoch magenschonender als klassischer Kaffee. Iris und Fritz Klein haben die Hülsenfrucht vor 26 Jahren als erste in ein Kaffeeersatzprodukt umgewandelt. Seither wächst der Markt für das Ersatzprodukt.
Der plan b zum Schwarzen Gold zeigt, wie wir unseren Kaffeekonsum nachhaltig und fair gestalten können.