04.09.2023 - 11:45 Uhr
Ein Film von Peter Podjavorsek
Ob Phönizier, Griechen oder Römer, Spanier, Franzosen oder Briten – auf Malta, diesem
kargen Eiland im Mittelmeer, haben alle Besatzer ihre Spuren hinterlassen. Der kleine
Archipel mit seiner prächtigen Architektur aus Kalksandstein gleicht einem Schmelztiegel
alter europäischer Kulturen. Schon die Römer haben den letzten Baum gefällt und Malta
wurde früh, was es ist: ein Meer aus Steinen. Darin wächst seit jeher unverwüstlich etwas
typisch Maltesisches: die Kapernpflanze. Sie trotzt den heißen afrikanischen Winden, der
erbarmungslosen Sonne und ist nicht wegzudenken aus der maltesischen Küche.
Im Mai ziehen die Malteser mit ihren Körben zu den Uferhängen über dem azurblauen Mittelmeer,
um die noch geschlossenen Blütenknospen des dornigen Kapernstrauches zu ernten. Je
kleiner die Knospe, desto aromatischer. Das Nationalgewürz Kapern wächst ausschließlich
wild und wird von den Maltesern in alter Tradition gesiebt und in Salz oder Essig eingelegt.
Die eingelegte Knospe verbreitet ihr Aroma in unzähligen maltesischen Gerichten: in
gefüllten Auberginen, Salaten oder in pikanten Saucen zu Fisch und Gemüse.
Doch die Malteser produzieren nicht nur für den Eigenbedarf. Einige verdienen sich was dazu, steigen
mit ihrer Ernte in einen der großen gelben Busse aus britischer Kolonialzeit und schaukeln
zum Markt von Marsaxlokk, einem idyllischen Fischerdorf. Hier verkaufen die Malteser an
kleinen Ständen ihre Ware im Getümmel von Gemüse- und Fischständen, an denen die
Fischersfrauen Tintenfisch, Cartoccio oder Lampuka anbieten. Das sind die begehrten
Mittelmeerfische, die die Malteser natürlich am liebsten mit Kapernsauce essen.