05.08.2024 - 11:45 Uhr
Ein Film von Claus Wischmann
Über zwanzig Jahre lang hatte Alekos Sarakatsanis einen gutgehenden Friseursalon in der Stadt, dann, als die Zeiten schlechter wurden, entschied er sich, den Beruf zu wechseln und ganz aufs Land zu ziehen. Er wurde Schäfer wie seine Vorfahren. Galt er vor wenigen Jahren noch als Exot, über den man lachte, scheint ihm die Krise in Griechenland Recht zu geben. Sein Sohn Costas versucht, eine Gemüseplantage hoch in den Bergen des Pilion in Thessalien aufzubauen. Alles streng biologisch und im Einklang mit der Natur.
Alekos, seine Frau Vasso und die Kinder wohnen im denkmalgeschützten Dorf Makrinitsa. Aufgrund seiner spektakulären Lage an einem Steilhang hoch über dem Meer und der Großstadt Volos wird Makrinitsa auch der „Balkon zum Pilion“ genannt. Alekos und einige andere Männer des Dorfes bereiten das jährliche Mai-Spektakel vor. Ein Fest, mit dem der Frühling gefeiert wird.
Vasso Sarakatsanis ist eine der besten Köchinnen im Dorf. Aus einfachen Zutaten, die meist aus dem eigenen Garten stammen oder auch wild in der Natur wachsen, bereitet sie regionale Gerichte wie das ‚Spetzofai‘ – ein Paprika-Wurstgericht –, ‚Fasoles‘ – ein Bohnengericht – oder auch Chorta – wilde Kräuter mit Eiern zu. Auch ein Farnomelette aus jungen Farnspitzen oder in Sirup eingelegte Feigen, Kirschen oder Äpfel kommen häufig auf den Tisch. Dazu wird gern ein Tsipouro, ein dem Grappa ähnlicher Tresterbrand gereicht.
Als Göttervater Zeus Urlaub machen wollte, nahm er das Schönste, was Griechenland zu bieten hatte und trug es auf einer einzigen Landzunge zusammen: Der Pilion-Halbinsel, die praktisch komplett vom Gebirgszug gleichen Namens bedeckt wird. Die Halbinsel gehört zu Thessalien, einer Region in Zentralgriechenland, gleich südlich des Olymp. Zahlreiche Quellen und viel Regen machen die Halbinsel zu einer äußerst fruchtbaren Landschaft.
Pilion ist die Heimat der Zentauren. Und von Volos aus, der Großstadt am Fuße des Pilion-Gebirges, stachen die Argonauten mit ihrem Schiff Argo in See, auf der Suche nach dem Goldenen Vlies. Ähnlich beeindruckend wie die Mythologie ist die landschaftliche Vielfalt. Manchmal bis in den April hinein kann man in dem bis zu 1600 Meter hohen Gebirge Skifahren. Nach einer halbstündigen Autofahrt über unzählige Steilkurven ist man am Strand.