Süddeutsche Zeitung
Durch die Bilder, das Licht und die Kameraführung mutet die Serie wie eine Netflix-Produktion der hochwertigeren Sorte an und schafft eine Ästhetik, die einen sofort in die Welt der Protagonistinnen und Protagonisten hineinsaugt – und zwar unabhängig davon, ob man sich nun für Tattoos interessiert oder nicht. Denn schon ab der zweiten Folge wird klar: Die behandelten Themen sind auch abseits der Szene relevant. So lernen wir Daniel Bluebird kennen, der sich darauf spezialisiert hat, Narben zu tätowieren und damit Menschen, die sich einst selbst verletzt haben, „eine zweite Haut“ zu schenken. Oder Hanadi aus Hamburg. Wenn sie sich tätowieren lasse, komme sie in die Hölle, hieß es in ihrer syrischen Familie früher. Folgerichtig wurde ihr erstes Tattoo eine Fledermaus auf dem Unterbauch, mit den Insignien straight to hell . „Ich will nicht mit Mullah im Himmel sitzen“, erzählt sie. „Danke, nein.“
„Flaesh“ ist eine großartige, sensibel erzählte Doku-Reihe im Arthouse-Stil, die nicht nur Freude an Tattoos weckt – sondern auch die Hoffnung, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen öfters solche Formate zutrauen.