Nur wenig dringt aus dem Vatikan nach außen. Umso spannender ist die Arte-Doku „Kampf um den Vatikan“. Sie enthüllt, mit welch harten Bandagen um das Zweite Vatikanische Konzil gekämpft wurde. Denn viele Bischöfe widersetzten sich der längst überfälligen Modernisierung.

Die katholische Welt schaute gebannt nach Rom, als im Oktober 1962 das Zweite Vatikanische Konzil begann. Papst Johannes XXIII. wollte damit die Kirche der modernen Welt öffnen. Doch es wurde eine Zerreißprobe daraus.

Denn unter den 2450 Bischöfen aus aller Welt waren viele, die sich der längst überfälligen Modernisierung widersetzten. Mehr als drei Jahre wurde um Macht und Wahrheit gerungen. Am Ende standen zwar Fortschritte. Zum ersten Mal erkannte die Kirche das Grundrecht auf Religionsfreiheit an und sah Andersgläubige nicht mehr als Ungläubige. Gottesdienste wurden nicht mehr ausschließlich in Latein abgehalten, Priester wandten den Gläubigen nicht mehr den Rücken zu. Aber viele Themen wie Geburtenkontrolle und Zölibat wurden bewusst ausgeblendet.

In der ausgezeichneten Dokumentation „Kampf um den Vatikan – hinter den Kulissen des Kulissen des Konzils“ (Arte, Dienstag, 20.15 Uhr) zeigen Holger Preusse und Ludwig Ring-Eifel detailliert auf, wie trickreich und mit harten Bandagen um jede Neuerung gerungen wurde. Da gab es die Traditionalisten um den französischen Kardinal Lefebvre, die jede Neuerung ablehnten. Auf der anderen Seite die Rheinische Allianz, gebildet aus deutschen, holländischen und französischen Klerikern, denen nicht entgangen war, wie sehr sich die reale Welt von der Katholischen Kirche entfernt hatte.

Der Kölner Kardinal Frings spielte darin eine wichtige Rolle. Und dann noch die machtbewusste römische Kurie, die schon vor Beginn wichtige Funktionen des Konzils mit Leuten ihrer Wahl besetzt hatte. Mit Erfolg wehrten sich die Bischöfe gegen diese Bevormundung. Der jetzige Papst Benedikt XVI., damals als junger Theologe im Beraterstab von Kardinal Frings dabei, versucht noch heute, die Risse von damals zu kitten.

Nach dem Tod des überaus populären Johannes XXIII. beendete Papst Paul VI. 1965 das Konzil. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die Zeichen der Zuversicht vom Anfang des Konzils nicht mehr deutlich zu erkennen sind. Immerhin besucht knapp 20 Jahre später mit Johannes Paul II. erstmals ein Papst eine Synagoge.
WAZ