Johannes Prinz von Thurn und Taxis wählte seine Braut, so sagt sie es selbst: wegen ihres „Backgrounds“. Gloria von Thurn und Taxis, geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau, war 1980 zarte 20, als sie der 34 Jahre „ältere Herr“ ehelichte. „Die kommt aus ’nem guten Stall, die kann man noch formen“, mutmaßt die Fürstin, längst Witwe, heute über seine Motive: „Das ist wie in der Pferdezucht. Wenn das Material gut ist, kann man viel machen mit ’nem Pferd. Wenn das Pferd nicht verritten und kaputt ist, dann kann man damit noch große Turniere gehen.“

Mein Leben – Gloria von Thurn und Taxis heißt die Arte-Doku, die nun versucht, den Werdegang der 49-Jährigen in einer Dreiviertelstunde zu erklären. Es ist – ganz gleich, was man von ihrer Pferdezüchter-Poesie oder dem beinharten Konservatismus hält – ein schöner, unterhaltsamer Film geworden.

Caroline Haertel und Mirjana Momirovic, die Autorinnen, hätten es sich leicht machen und den Weisheiten der Fürstin nachträglich einen korrekten Kommentar überstülpen können. Nach dem Motto: Lady Gaga von Schloss Emmeram. Doch der fehlt. Frau Gloria darf reden, lachen und brüllen, soviel sie will.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Fürstin Gloria enthüllt ihre Sündenstrategie
Nach dem Sündenfall ist vor dem Sündenfall. „Es ist normal, dass man schuldig wird. Der Mensch ist schwach“, sagt Fürstin Gloria. Entwaffnend ehrlich zeigte sich die Fürstin den Filmemacherinnen Caroline Haertel und Mirjana Momirovic. Sie könne gar nicht anders, sagt ihr Sohn. Die Direktheit – die sie bekanntlich häufig in die Schlagzeilen brachte – ist ein Wesenszug. „Man bekommt immer ihre echte Meinung“, so Fürst Albert. Glorias Direktheit macht den Film so sehenswert.

Die Adelige, die im nächsten Jahr 50 Jahre alt wird, öffnete für Arte ihr privates Filmarchiv. Zu sehen sind z. B. Szenen der legendären Geburtstagsfeier, die sie zum 60. Geburtstag von Fürst Johannes ausrichtete. Damals galt sie als schrille Fürstin, nicht als knallharte Geschäftsfrau. Von Papst Benedikt ist sie 2008 zur Komturdame mit Stern des St. Gregorius-Orden ernannt worden. Bischof Gerhard Ludwig Müller übergab die Auszeichnung. Der Film zeigt, wie sie dem verblüfften Kirchenmann zum Dank ein Bussi auf die Wange drückt. „So einen bunten Vogel habt ihr im Gregorius-Orden sicher noch nicht aufgegabelt“, sagte sie. Wohl wahr.
MITTELBAYERISCHE ZEITUNG

Eine Dokumentation über eine lebenslustige, gläubige, widersprüchliche und irgendwie liebenswerte Frau.
BILD