Der Komponist Paul Dessau - Von Hamburg über Hollywood in die DDR

Ein Film von Anne-Kathrin Peitz, 53 min., NDR/ARTE 2023

Paul Dessau ist Geiger, Dirigent, Komponist und Musiklehrer. Er schreibt Operetten- und Filmmusik – sowohl zu Bergfilmen mit Leni Riefenstahl als auch zu Trickfilmen Walt Disneys. Im Ersten Weltkrieg ist der gebürtige Hamburger Soldat, im Zweiten jüdischer Exilant in Frankreich und in den USA. In Hollywood arbeitet er auf einer Hühnerfarm und schreibt als anonymer „Notensklave“ die Klänge zu einigen Zelluloid-Blockbustern.

Als überzeugter Kommunist geht Paul Dessau 1948 in die DDR. Er arbeitet mit Bertolt Brecht sowie seiner vierten Frau, der Regie-Ikone Ruth Berghaus, und prägt maßgeblich die sozialistische Musikszene und Bühnenkunst. Seine „Thälmann-Kolonne“ wird zum Gassenhauer, gleichzeitig wird er wegen seiner oft eigenwilligen Klangsprache als Formalist verschrien. Er wird zum nach außen gefeierten, nach innen angefeindeten DDR-Staatskomponisten.

Der Film skizziert ein Künstlerleben zwischen Anpassung und Abstoßung, politischem Idealismus und musikalischer Individualität, in dem sich wie unter einem Brennglas die wechselhafte deutsch-deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts verdichtet. Mit über 430 Werken ist Paul Dessau ein Arbeitswütiger, mit seiner explosiven, oft sperrigen Klangsprache ein Unbequemer, der Gesellschaft verändern und mitgestalten möchte und mit fast naiver Unerschütterlichkeit an der kommunistischen Idee festhielt.

Interviewpartner von Politiker Gregor Gysi bis zum amerikanischen Jazz-Komponisten Jack Cooper lassen nicht nur mit Worten, sondern tatsächlich puzzelnd das Portrait eines deutschen Künstlers entstehen.