#MyMusicalDiary – Künstler in der Krise

#MyMusicalDiary – Künstler in der Krise

#MyMusicalDiary - Künstler in der Krise

Ein Film von Claus Wischmann & Isabel Hahn, WDR, 60 min.

Was soll man machen, wenn die Kultur zum absoluten Stillstand kommt, Theater, Kinos und Konzertsäle auf unbestimmte Zeit schließen, Festivals abgesagt werden und sogar gemeinsames Musizieren lebensgefährlich sein kann?
Musiker, Tänzer und Komponisten erzählen per Videotagebuch aus ihrem Alltag. Sie setzen musikalische Zeichen gegen die Angst, die Ungewissheit, die Langeweile oder kämpfen schlichtweg um ihre Existenz.

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Regie: Claus Wischmann, Isabel Hahn
Redaktion: Christian Nurtsch-Wesener (WDR)
Hergestellt von: Sounding Images, im Auftrag des WDR
Länge: 60:00

Chansonnière und Schauspielerin Ute Lemper gibt Einblicke in ihr Leben mitten im Corona-Hotspot New York, wo sie zusammen mit vier Kindern und ihrem Mann lebt. Der Trompeter Simon Höfele entwickelt derweil in seiner winzigen Wohnung ausgeklügelte Multikamera-Clips, um auf Grund der Enge nicht völlig durchzudrehen und sich an seinem Instrument auszupowern, während sich der Cellist Johannes Moser von Mecklenburg-Vorpommern über Bayern bis nach Wien durch den Lockdown schlagen muss.

Ähnlich wie Höfele geht es den frisch verlobten Tänzern Eric White und Feline van Dijken in Düsseldorf, die eigentlich geplant hatten, im Sommer zu heiraten. Auf Spitzenschuhen arrangieren sie sich in ihrer 5qm-Küche, denn für die Proben mit ihrem Choreographen Martin Schläpfer müssen sie dennoch fit bleiben.

Der Komponist Volker Bertelmann alias Hauschka arbeitet an der Musik für einen großen Netflix-Spielfilm, die eigentlich in Island produziert werden sollte. Nun bleibt Hauschka in Düsseldorf, badet statt in den heißen Quellen Islands in Tischtennisbällen und muss eine Lösung finden, wie er mit einem isländischen Orchester trotzdem produzieren kann.

Für die Gitarristin und Singer-Songwriterin Judy Bailey geht es um die Existenz als Musikerin. Zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern gibt sie Online-Küchenkonzerte und verkauft dabei CDs. Auch für freiberufliche Sänger wie den Kölner Tenor Robert Reichinek sind rund um Ostern die wichtigsten Einnahmen des Jahres ausgefallen. Während er überlegt, Hartz IV anzumelden, hat sich die international gefeierte Sopranistin Marlis Petersen allein nach Griechenland zurückgezogen und kämpft dort mit der Einsamkeit.

Ein Film, geschnitten aus User-Generated-Content, aus den Videotagebüchern der Künstler selbst. Viele sehr persönliche Beobachtungen, die sich zu einem dichten Netz aus Emotionen und Erfahrungen verweben. Dabei lauert die aktuelle Situation ständig im Hintergrund, die Verbreitung des Coronavirus, die Maßnahmen der Regierungen, der Lockdown und die ständige Hoffnung auf Lockerungen. So entsteht ein gemeinsames und doch sehr intimes Zeitdokument dieses weltumspannenden Ereignisses, dessen Ausgang immer noch ungewiss ist und dessen Krise gerade die Künstler besonders hart trifft.

Aida Garifullina: Ein argentischer Traum

Aida Garifullina: Ein argentischer Traum

Aida Garifullina: Ein argentischer Traum

Ein Film von Tilo Krause und Isabel Hahn, ZDF/ARTE, 43 min.

Wir begleiten die Sopranistin Aida Garifullina bei einem Meilenstein ihrer Karriere, auf die Bühne eines der schönsten Opernhäuser der Welt: des Teatro Colón in Buenos Aires. Begleitet von den Musikern des Orquesta Filarmónica de Buenos Aires unter der Leitung des argentinischen Dirigenten Carlos Vieu, schlüpft sie in die Rolle der Norma, der Juliette, der Rusalka, des Schneemädchens – und in maßgeschneiderte Haute Couture-Kleider. Aida Garifullina taucht in Buenos Aires in eine völlig neue Welt ein, sie tanzt und singt das erste Mal in ihrem Leben Tango.

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Aida Garifullina trifft in Argentinien auf ein kritisches Publikum, das sie erst gewinnen muss. Neben bekannten Arienhits wie „Je veux vivre“ aus „Romeo und Julia“ von Charles Gounod und „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini, überrascht Aida das Publikum gleich mehrere Male:

Die Arie „Allmächtger Zar“ aus der Oper „Schneeflöckchen“ von Nikolai Rimski-Korsakow ist in Argentinien weitestgehend unbekannt. Aida hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arie des russischen Komponisten ihrem neuen Publikum vorzustellen und hofft, sie mit ihrer Begeisterung anzustecken – mit Erfolg.

Bei der zweiten Überraschung handelt es sich eigentlich um eine Premiere: Noch nie zuvor hat Aida die Partie der Mimì aus „La Bohème“ von Giacomo Puccini auf einer großen Bühne und in Begleitung eines Orchesters gesungen. Die große Arie „Si, mi chiamano Mimì“ probiert Aida erstmals im Teatro Colón. Zum Schluss lässt die Sopranistin es nochmal richtig krachen: Als Zugabe singt sie das populäre Lied „Por una cabeza“ des Tango-Komponisten Carlos Gardel und Lyrikers Alfredo Le Pera. In Buenos Aires kennt jeder die Melodie und den Text, sodass sich das Publikum nicht lange von der Sängerin bitten lässt und mit einstimmt.

Aida Garifullina ist zum ersten Mal in Argentinien und lässt sich einen Besuch in der Tango-Szene nicht nehmen: Sie besucht eine Milonga und lässt sich von einem professionellen Tänzer die Schritte zeigen. „Ich habe ihm gleich hundert Fragen gestellt: OK, welche Schritte? Was mache ich da? Und soll ich dich dann anschauen? – Bitte Aida, relax und atme einfach und vertraue mir. Ich sagte: OK, ich vertraue dir.“

Ihre nagelneuen Tangoschuhe tauscht Aida wenige Stunden später gegen High Heels ein, mit denen sie die Bühne betritt. Sie passen perfekt zu den prächtigen Kleidern aus der russischen Humariff-Kollektion, die für die Sängerin exklusiv angefertigt wurden. Anlässlich ihres Konzerts im Teatro Colón kombiniert Aida die Kleider mit Schmuck des Juweliers Santino aus Buenos Aires – ein Feuerwerk für Augen und Ohren.

Drei Stardirigenten – eine Familie: Die Järvis und ihr Musikfestival in Pärnu

Drei Stardirigenten – eine Familie: Die Järvis und ihr Musikfestival in Pärnu

Drei Stardirigenten – eine Familie. Die Järvis und ihr Musikfestival in Pärnu

Ein Film von Isabel Hahn und Holger Preusse, 43 min., WDR/ARTE 2019

In der WDR-Mediathek verfügbar

Sie sind drei Stardirigenten und kommen aus einer Familie: Paavo, Kristjan und Neeme Järvi. Seit 2011 treffen sie sich jeden Sommer in der kleinen estnischen Hafenstadt Pärnu am Rigaischen Meerbusen, um Konzerte und Workshops zu geben. In diesem Jahr steht beim Pärnu Music Festival das Stück „Korale for 80“ von Kristjan Järvi als einer der Höhepunkte auf dem Programm. Er hat es für seinen Vater Neeme zum 80. Geburtstag komponiert. Dirigieren wird es Kristjans Bruder Paavo Järvi.

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1980 verließen die Järvis Estland, das damals zur Sowjetunion gehörte. Die Familie emigrierte in die USA und verstreute sich von da in alle Welt. Nach der Unabhängigkeit Estlands hatten Vater Neeme und Sohn Paavo die Idee für ein Festival in ihrem Heimatland. Nicht zuletzt, um die ganze Familie zumindest einmal im Jahr in Estland zusammenzubringen. Eine kleine Datscha am Rande von Pärnu ist Rückzugsort der Järvis im Festivaltrubel. Hier sind sie ganz für sich. „Einer von uns hat immer geübt – Klavier zum Beispiel. Einer meiner Cousins spielt Cello, meine Schwester Flöte, ein anderer Geige. Alle meine drei Cousins sind großartige Musiker, einer Bratschist, der andere Cellist. Und auch Miina ist eine wunderbare Geigerin. Und auch ein Onkel spielt Cello… Vier Järvis sitzen mit im Festival-Orchester und meine Schwester spielt zweite Flöte. Ein ziemlich großer Anteil also…“, so Paavo Järvi.

Zum Festival in Pärnu kommen aber auch weltbekannte Künstler. In diesem Jahr ist der norwegische Ausnahme-Cellist Truls Mørk dabei. Paavo Järvi hat zahlreiche Konzerte mit ihm dirigiert. Die familiäre Atmosphäre in Pärnu hat ihren besonderen Reiz. Hier ist man unter sich. Die Probenzeit ist zwar auch begrenzt, aber alles läuft ein wenig entspannter als in den großen Konzertsälen dieser Welt. Truls Mørk spielt mit dem Festivalorchester das Cello-Konzert von Antonín Dvořák. Ein weiterer Höhepunkt des Festivals in diesem Jahr.

De Fallas „Dreispitz“ in der Alhambra – Das jähe Ende eines Festivals

De Fallas „Dreispitz“ in der Alhambra – Das jähe Ende eines Festivals

De Fallas „Dreispitz“ in der Alhambra – Das jähe Ende eines Festivals

Ein Film von Claus Wischmann, 43 min., WDR/ARTE 2019

Ein spanisches Meisterwerk, gespielt in der Kulisse der Alhambra und dirigiert von einem in Granada aufgewachsenen Musiker: Pablo Heras-Casado und das Mahler Chamber Orchestra interpretieren De Fallas „Dreispitz“ hundert Jahre nach der Uraufführung. Ein perfekter Abend vor perfekter Kulisse – wäre da nicht der Wettergott.

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Hundert Jahre nach der Uraufführung von De Fallas Ballettmusik „Der Dreispitz“ dirigiert Pablo Heras-Casado das Meisterwerk im spektakulären Rund des Palacio de Carlos V in der Alhambra. Abwechselnd zwischen intensiven Proben und dem technischen Aufbau in der Alhambra begleitet die Musikdokumentation die Zusammenarbeit zwischen Dirigent, Musikern und dem katalanischen Visual Artist Frederic Amat bis zum geplanten Konzert.
 
Der gebürtige Granadino Pablo Heras-Casado führt durch die Proben und den Film. Das Ballett um die schöne Müllerin, die vom adligen Statthalter begehrt wird, sich der Avancen aber zu erwehren weiß, wurde von Manuel de Falla während des Ersten Weltkriegs komponiert. Es ist eines der Hauptwerke des andalusischen Komponisten, der sich nach der Uraufführung in Granada niederließ.
 
Für die Komposition von „El sombrero de tres picos“ – so der Originaltitel – griff De Falla großzügig auf Elemente der spanischen Volksmusik zurück. Es erklingen Kastagnetten, Gitarren und andalusische Melodien und Rhythmen. Aus diesen Ingredienzien formt De Falla eine virtuose, komplexe und äußerst unterhaltsame Abfolge von Tänzen.
Im Juli 2019 sollte statt des Balletts der katalanische Künstler Frederic Amat eine Symbiose von Klängen, Farben und Bewegung erschaffen. Die Herausforderung war groß, schließlich hatte bei der Premiere kein geringerer als Pablo Picasso Kostüme und Bühnenbild gestaltet. Viel Zeit war nicht, um die visuellen Einfälle von Frederic Amat und die klanglichen Vorstellungen des Dirigenten Heras-Casado in Einklang zu bringen. Tag und Nacht wurde geprobt. Schließlich war alles vorbereitet für das Open-Air-Konzert im Palacio de Carlo V. Alles schien perfekt, bis der Wettergott für eine unerwartete Wendung sorgte.

Beethovens Neunte: Symphonie für die Welt

Beethovens Neunte: Symphonie für die Welt

Beethovens Neunte: Symphonie für die Welt

Ein Film von Christian Berger, 90 min, Deutsche Welle, ZDF/ARTE 2019

Anlässlich des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens (1770–1827) zeigt ARTE am 2. Februar 2020 eine 90-minütige TV-Dokumentation über Beethovens 9. Symphonie op. 125 rund um den Globus. Kein zweites Werk der sinfonischen Literatur hat eine solch breite und vielfältige Weiterverarbeitung erfahren. Das bis heute wohl meistgespielte Werk aller Zeiten bewegt Menschen auf der ganzen Welt.

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Bereits die Uraufführung am 7. Mai 1824 wurde ein fulminanter Erfolg. Zur Überraschung des Publikums hatte Beethoven einen Chor eingesetzt, nie zuvor hatte es derartiges bei Symphoniekonzerten gegeben. Mit dem Schlusschor über Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ spricht die 9. Symphonie von der verbindenden Kraft der Menschen untereinander, von Freude und Freiheit, Musik für die Ewigkeit. Ohne Gehör hat Beethoven ein Meisterwerk geschaffen, das nicht nur die Hymne der Europäischen Union und ins Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen wurde, sondern auch in zahlreichen Spielfilmen und Pop-Hits verwendet wird.

Der Film folgt den Spuren der Neunten auf vier Kontinenten und betrachtet aktuelle Interpretationen. Er trifft Menschen, deren Leben eng mit Beethovens Neunter verknüpft sind. „Wir haben in acht Ländern auf vier Kontinenten gedreht. Es wurde in zehn Sprachen gesprochen, aber es wurde auf Deutsch gesungen. Das war eine große Herausforderung“, sagt Regisseur Christian Berger.

Zu den Protagonisten der sieben Filmgeschichten zählen unter anderem der chinesische Komponist und Oscar-Preisträger Tan Dun, der britische Komponist und DJ Gabriel Prokofiev sowie der griechisch-russische Stardirigent Teodor Currentzis.

Beethovens Neunte gewinnt den Deutschen Kamerapreis 2020 in der Kategorie Schnitt (Dokumentation) sowie den Award für „Best Documentary“ beim International Christian Film and Music Festival 2020

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