28.10.2023 - 17:35 Uhr
Ein Film von Luca Vogel, Katharina Meyer und Christina Gantner
Geliebtes Gemüse: Die Kartoffel ist mit Abstand das meist verzehrte Gemüse der Deutschen. Doch der Klimawandel stellt Anbau und Verarbeitung vor neue Herausforderungen.
Eigentlich ist die Klimabilanz der Kartoffel vergleichsweise gut. Doch weit über die Hälfte der Ernte wird zu Chips, Pommes, und ähnlichem weiterverarbeitet, was viel Energie verbraucht. Gleichzeitig ist der Anbau der Kartoffelpflanze wasserintensiv und hitzeempfindlich, weshalb der Klimawandel hierzulande vermehrt zu Ernteausfällen führt. Plan b zeigt Menschen, die diesen Herausforderungen mit Erfindungsreichtum begegnen.
Wie Anna und Sönke Strampe. Sie bauen in Norddeutschland Süßkartoffeln an und leisten damit Pionierarbeit. Denn die orange Knolle hat längst Einzug in deutsche Küchen gehalten, muss aber vorwiegend von weit weg importiert werden. Dabei lässt sie sich wegen der steigenden Temperaturen inzwischen auch hierzulande kultivieren und verbraucht sogar weniger Wasser. Noch ist das wegen mangelnder Erfahrungen ein risikoreiches Unternehmen, das viel Geduld und Kreativität erfordert. Doch Landwirt Strampe meint: „Das ist eine Herausforderung und ich bin noch jung, ich mag das.“ Damit sich das finanzielle Risiko lohnt, brauchten die Strampes auch Abnehmer für denjenigen Teil ihrer Süßkartoffel-Ernte, der zu schrumpelig gewachsen oder dessen empfindliche Haut zu beschädigt für den Supermarkt ist– und fanden einen ungewöhnlichen Hersteller von Gemüsechips.
Auch Karsten Ellenberg verfolgt eine Vision für Kartoffeln mit Zukunft. Der Bio-Landwirt kämpft für mehr Vielfalt auf den Äckern und Tellern. Im Supermarktregal finden wir meist nur die wenigen Hochleistungssorten der großen vier Saatgutunternehmen des Weltmarkts. Ellenberg hingegen baut nicht nur eine Vielfalt alter und neuer Sorten an. Er züchtet auch selbst die unterschiedlichsten Knollen. Diese sind besonders resistent gegen Klimaveränderungen und Krankheiten und wachsen auch ohne Pestizide. Dabei geht es ihm auch um Unabhängigkeit von Chemiekonzernen und Zuchtgiganten.
Doch bisher decken Bio-Kartoffeln nur einen Bruchteil der fast 60 Kilogramm, die in Deutschland pro Kopf und Jahr gegessen werden. Oft werden Kartoffeln zudem zu Pommes gemacht – die besonders klimaschädlich sind, denn Frittieren und Tiefkühlen sind energieintensiv. In der Kartoffelmanufaktur Pahmeyer laufen die Fritten dagegen als Frischprodukt vom Band. Die Idee hatte Sohn Max, der als Nachhaltigkeitsmanager des Familienbetriebs noch mehr erreichen will: „Wir sind in der Landwirtschaft direkt von den Konsequenzen des Klimawandels betroffen, aber haben als produzierendes Unternehmen gleichzeitig die Verantwortung und den Hebel etwas zu verändern.“