Psycho: Ich, ohne Bindung

25.02.2023 - 23:30 Uhr

Ein Film von Claudia Euen und Marie Villetelle

Wie wir uns als Erwachsenen binden, entscheidet sich in den ersten Lebensjahren: Kinder erleben Nähe und Autonomie als etwas Positives oder Bedrohliches, je nachdem, wie ihre Eltern sich verhalten. Rund die Hälfte aller Erwachsenen können Bindungen problemlos eingehen, die anderen ringen mit dem Thema: Nähe macht Angst. Die einen kämpfen darum, sie nicht zu verlieren und klammern. Die anderen werden von zu viel Nähe erdrückt und ergreifen die Flucht. In drastischen Fällen, bei Gewalt oder Missbrauch, können Menschen die Fähigkeit, sich zu binden, ganz verlieren.

Arnaud hatte so eine schlimme Kindheit. Sein Schutzmechanismus ist es, keine Bindung einzugehen. Zu gefährlich. Doch dann verliebt er sich, und für ihn geschieht ein Wunder: Alexandra will bei ihm bleiben, und er kann das ertragen. Heute haben die beiden zwei Kinder, und Arnaud erlebt zum ersten Mal Bindung. Freunde darüber hinaus hat er bis heute nicht.

Juliet hat zum ersten Mal Angst, jemanden zu verlieren. Sonst war es immer andersherum: Die Erzieherin hat Beziehungen nach Gutdünken beendet, ließ in ihren zahlreichen Partnerschaften Nähe kaum zu. Wurde es ihr zu viel, machte sie Schluss. Darüber reden oder den anderen in die Entscheidung miteinzubeziehen, kam nicht in Frage. Mit Lukas ist das anders. Ihm hat sie von ihrer Angst erzählt. Jetzt will sie nicht mehr gehen.

Ramon ist alleine und will es bleiben. Eine Therapie soll ihn rüsten für eine echte Beziehung. Dazu muss er an seinem Selbstwert arbeiten: Denn liebenswert, da ist er sich sicher, ist er nicht. Schon in der Schule wurde er ausgegrenzt und diese Erfahrungen wirken bis heute nach.