02.09.2024 - 11:50 Uhr
Ein Film von Alix François Meier
Über die Grenzen Frankreichs hinaus sind die Backpflaumen aus Agen bekannt. Die Stadt liegt im Departement Lot et Garonne, zwischen Toulouse und Bordeaux. Dorthin wurden die getrockneten Pflaumen – vom Hafen Agens aus – auf dem Wasserweg transportiert und in die ganze Welt verschifft. Daher stammt ihr Name „Pruneau d’Agen“.
Der Bauernhof „Monredon“ der Familie Doumarès liegt im Zentrum der Herkunftsbezeichnung. Seit 1791 ist der Hof in Familienbesitz und wird von Generation zu Generation vererbt. Da meistens Töchter geboren wurden, wechselte der Name der Besitzerfamilie häufig. Doch insgeheim haben die Frauen das Anwesen weiterdirigiert. So auch Gilberte Doumarès, geborene Austruy. Sie bewirtschaftet Monredon mit ihrem Mann Claude, einem gelernten Klempner, seit 1975.
Sie bauen Weizen und Mais an, vor allem aber Pflaumen. Die Früchte ernten sie von Mitte August bis Anfang September. Mit einem langen Haken schüttelt Claude Doumares sie vorsichtig von den Bäumen. So fallen nur die reifen Pflaumen herunter. Beim Einsammeln helfen alle mit: Großvater Yvan Austruy, Gilberte Doumares und Tochter Céline. Bis zu dreimal wiederholen sie diese Prozedur während der Erntezeit. So können sie sicher sein, dass immer nur die reifen Früchte geerntet werden, während die unreifen noch etwas mehr Sonne abbekommen.
Die schönsten Früchte werden 24 Stunden lang in einem fünf Meter langen Ofen bei 50 bis 70 Grad Temperatur getrocknet. So entstehen die aromatischen Backpflaumen, die sie in ihrem Hofladen, auf Märkten und Landwirtschaftsmessen verkaufen. Aus dem aussortierten Obst gewinnen sie Fruchtsaft, Fruchtfleisch und stellen Marmeladen her. Die Spezialität von Gilberte Doumares aber ist die Agenade, eine Sauce auf Pflaumenbasis. Sie erinnert an ein Chutney, ist aber nicht so süß. Die Agenade passt gut auf Toasts zum Aperitif, vor allem aber zu Wild, Nudel- und Reisgerichten oder zu Perlhuhn. Das füllt Tochter Céline mit Knoblauch gespickten Backpflaumen und brät es im Ofen. Sie und ihre Mutter sind leidenschaftliche Köchinnen, doch für ein großes Fest holen sie sich Hilfe. Ihre Nachbarin Aliette Lardelle backt eine Tourtiere, einen Kuchen aus hauchdünnen Teigblättern, und Freundin Françoise Laborde bereitet einen Wildhasen nach königlicher Art, gefüllt mit Gänsestopfleber und Trüffel.
Zu Feiern gibt es den Erfolg eines Buches, das Gilberte Doumares und ihre Tochter Céline gemeinsam mit zwölf Freundinnen geschrieben haben – über ihr Leben auf dem Lande aus der Sicht der Frauen. Ihre Männer tauchen nicht darin auf. Doch beim Festessen dürfen sie alle mit am Tisch sitzen, als Dank. Denn oft haben ihre Frauen sie alleine gelassen, wenn sie sich zum Schreiben trafen. Gemeinsam genießen sie ein wahrhaft königliches Mahl als Belohnung für die intensiven Arbeitsmonate.