Zu Tisch: Mecklenburg

23.09.2024 - 11:50 Uhr

Ein Film von Hanna Leissner

Mecklenburg liegt im Nordosten Deutschlands. Die Region hat viel erlebt in den letzten einhundert Jahren. Während in der nahen Hauptstadt Berlin die Goldenen Zwanziger anbrachen, wurde Mecklenburg noch von Rittern regiert. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen die sozialistische Landreform und dann die Wende. Heute ist Mecklenburg ein dünn besiedeltes Bauernland mit intakter Natur und über 1000 herrenlosen Gutshäusern. Doch die Zeiten ändern sich: Neben Glücksrittern und Spätrückkehrern ziehen immer mehr junge Familien von der Stadt aufs Land, um sich „ihr“ Gutshaus Stein für Stein selbst herzurichten.

Das Gutshaus von Alt-Kentzlin hat neue Herrschaft gefunden. Familie von Waldthausen hat die Großstadt Berlin verlassen und saniert in dem mecklenburgischen Dorf das alte Gut. Friedrich von Waldthausen ist Architekt für Denkmalpflege und statt abzureißen und umzubauen, legt er großen Wert auf die originalgetreue Restauration. Die Familie nimmt dafür auch manche Unbequemlichkeit in Kauf. Charlotte von Waldthausen musste lange auf eine funktionierende Küche warten, doch sie nimmt das gelassen – die Familie sieht das große Ganze vor sich, da kommt es im Detail nicht auf ein paar Jahre an.

Der Herbst beschert den Waldthausens eine reiche Apfelernte. Auf dem Anwesen befindet sich ein alter Obstgarten, der prächtig ausschaut, vor allem aber viel Arbeit macht und die Unmengen von Äpfeln müssen verarbeitet werden. Der Schlupfkuchen ist ein typischer Apfelkuchen der Region und wird schon von den Kindern der Waldthausens im Backe-Backe-Kuchen-Kurs ihrer Vorschule hergestellt. Der Großteil der Apfelernte wird in der Mosterei im Nachbarort versaftet und liefert den Vorrat für das gesamte Jahr. Überhaupt ist Obst eine zentrale Zutat in der mecklenburgischen Küche, auch in Verbindung mit Fleisch. Das bekannteste deftig-süße Gericht ist der Mecklenburger Rippenbraten, der mit Äpfeln und Backpflaumen gefüllt wird. Für die Zubereitung holt Charlotte sich Hilfe aus dem Ort, denn die Zugereisten können nicht alles wissen. Renate Huth, eine Nachbarin, zeigt ihr wie das traditionelle Festessen der Mecklenburger zubereitet wird.

Mecklenburg ist auch die seenreichste Region Deutschlands. Die begeisterten Segler Friedrich und Charlotte von Waldthausen nehmen sich für einen besonderen Tag frei von Haus und Kindern. Mit einem kleinen Segeltörn auf dem Kummerower See begeht das Paar seinen 8. Hochzeitstag. Zur Feier des Tages gibt es fangfrische Flusskrebse, im Seewasser gekocht.

Die Gutshäuser Mecklenburgs verfallen und damit wertvolles Kulturgut der Region. Der beste Schutz für die Häuser ist, sie zu bewohnen. Friedrich von Waldthausen engagiert sich in der Stiftung Kulturerbe, die marode Objekte notsichert. Nach einem Einsatz am Schloss Remplin werden die ehrenamtlichen Helfer von Familie von Waldthausen zu Wildgulasch und Steckrübengemüse eingeladen, dass am Lagerfeuer in Alt-Kentzlin serviert wird. Trotz aller Mühe und dem Gefühl, nie fertig zu werden, erfüllen sich die Waldthausens ihren Traum vom Leben auf dem Land.