Im Labyrinth - Der Musiker Jörg Widmann

Ein Film von Holger Preuße, 42 / 52min., BR/ARTE 2022

Die Musik bekommt ein Eigenleben in dem Moment des Schreibens, so Jörg Widmann. Sie schlüpft gleichsam in einen eigenen Körper und wird zu einem Lebewesen, das seiner eigenen Wege geht. So bleibt es Fragment, denn es ist nicht das, was er beabsichtigt hatte. Das Labyrinth ist für Jörg Widmann ein Bild, das diesen Zustand beschreibt. Es ist zu seinem Lebensthema geworden, das er mittlerweile auch in sechs Stücken musikalisch verarbeitet hat. Im Labyrinth verliert man sich, stößt an, es sind Momente, „wo es nicht weitergeht. Und das ist etwas, was ich im Komponieren oft als problematisch und sehr schmerzhaft erfahre. So glückhaft das Komponieren auch ist.“ Aus dem Labyrinth des Komponierens führt ihn der Klarinettist, der er ebenso ist – seit vielen Jahren einer der besten der Welt – und mehr und mehr der Dirigent.

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Wir folgen Jörg Widmann in sein Labyrinth, greifen dabei nach dem roten Faden, der sein Leben durchzieht. Erleben mit ihm das Auf und Ab, die euphorischen wie auch die krisenhaften Momente des Schreibens. Entdecken ihn hinter und auf der Bühne. Und stellen dabei fest, dass es ein ganzes Bündel von Fäden ist, die sich bei ihm zu einem Knäuel verstricken, wobei der Komponist ohne den Klarinettisten, der Dirigent ohne den Komponisten, Jörg Widmann ohne den Menschen nicht zu denken ist.

Der Film begleitet Jörg Widmann bei der Komposition seines Trompetenkonzertes „Towards Paradise“ (Labyrinth VI), das im Auftrag des Gewandhausorchesters Leipzig und des Boston Symphony Orchestra entsteht – von den ersten Entwürfen bis zur Uraufführung. Als Klarinettist und Dirigent sehen wir ihn bei den Salzburger Festspielen, im Boulez Saal und Konzerthaus Berlin, erleben den Universalmusiker gemeinsam mit Daniel Barenboim, mit Anne Sophie Mutter, für die er sein 6. Streichquartett komponiert hat, und auf einer Taiwan-Tournee mit seiner Schwester, der Geigerin Carolin Widmann.

Gewinner des Deutschen Kamerapreis 2023 in der Kategorie Schnitt (Doku Screen)

„Ralf Streese nimmt uns mit durch seinen einfühlsamen, rhythmischen und zuweilen mitreißenden Schnitt – hinein in den Kopf des Komponisten Jörg Widmann. Wie Synapsen und Neuronen tauchen die Noten für uns hör- und spürbar hinter dem inneren Auge von Widmann auf. Strömen durch rhythmische Bleistiftbewegungen auf ein Blatt voll Linien und werden so neu geboren. Diese neue Musik – noch schwarz-weiß, ein Konstrukt aus Linien und Punkten – wird durch den Schnitt sinnlich erlebbar. Die Montage von Ralf Streese bringt uns den Menschen näher, der dieses Trompetenkonzert zur Welt bringt, lässt uns seine Verletzbarkeit erleben, seine Hingabe und seinen Humor. Am Ende hat uns Ralf Streese durch seinen virtuosen Schnitt mit der Leidenschaft und Energie des Komponisten angesteckt.“

Presse

„Die Dokumentation vermittelt nicht nur eindrucksvoll, wie der Prozess des Komponierens vor sich geht bei Widmann. Wie er „Küsse“ und „Antworten“ und auch mal einfach nur heiße Luft in seinen Partituren platziert. Wie er billigend in Kauf nimmt, dass der Geigerin Anne-Sophie Mutter beim Spielen seiner Noten der kleine Finger in Fetzen hängt – und sie mit seinem jungenhaften Charme trotzdem zu immer neuen gemeinsamen Projekten überzeugt.

Widmann sitzt beim Tonsetzen nicht am Computer wie so viele seiner Zeitgenossen, sondern mit gespitztem Bleistift überm Notenpapier. Wie der Film das festhält mach dessen besondere Qualität aus. Er wurde bereits im Mai mit dem Deutschem Kamerapreis ausgezeichnet“

Süddeutsche Zeitung