Sternstunden der Musik: Angela Gheorghiu singt „La Traviata“

Sternstunden der Musik: Angela Gheorghiu singt „La Traviata“

Sternstunden der Musik: Angela Gheorghiu singt „La Traviata“

Ein Film von Holger Preusse und Philipp Quiring ZDF/ARTE, sounding images, 43 min, 2024

Es ist eine Sternstunde der besonderen Art: Die BBC ändert zur besten Sendezeit ihr Programm, um vor einem Millionenpublikum eine Oper live im Fernsehen zu zeigen. Es war das erste und einzige Mal. „La Traviata“ von Giuseppe Verdi anstatt des erfolgreichen Automagazins „Top Gear“! Der legendäre Dirigent Sir Georg Solti konnte die BBC-Manager davon überzeugen, dass die Welt eine phänomenale Sängerin und Schauspielerin kennenlernen musste: Angela Gheorghiu aus Rumänien. Sie war bislang eher ein Geheimtipp gewesen. Solti stand selbst am Pult und dirigierte zum ersten Mal in seinem Leben „La Traviata“ und der Theater- und Spielfilmregisseur Sir Richard Eyre inszenierte erstmals eine Oper. Er tat dies nur unter einer Bedingung: „Ich wollte eine Sopranistin wie sie Verdi beschrieben hat: Jung, elegant und mit einer sehr leidenschaftlichen Stimme.“ All dies hatte Angela Gheorghiu. Im Interview sagt sie: „Während der Fernsehübertragung fühlte ich, mein Moment ist gekommen. Mir war klar: Jetzt oder nie Angela!“

Neben Angela Gheorghiu, die der Film nach 30 Jahren an den Ort ihres Welterfolges begleitet, dem Royal Opera House, Covent Garden, in London, kommen der Tenor Frank Lopardo, der die Rolle des Alfredos damals sang, der Opernregisseur Sir Richard Eyre, der BBC-Regisseur Peter Maniura, die französische Sängerin Elsa Dreisig, die Dirigentin Marie Jacquot, der Opernkritiker Nick-Martin Sternitzke und die Schriftstellerin Salomé Balthus zu Wort.

Sternstunden der Musik: Lang Lang in der Carnegie Hall

Sternstunden der Musik: Lang Lang in der Carnegie Hall

Sternstunden der Musik: Lang Lang in der Carnegie Hall

Ein Film von Lily Küntzle und Claus Wischmann ZDF/ARTE, 43 min, 2024

Es ist ein breit gefächertes Programm, das sich Lang Lang 2003 für sein Solo-Debüt ausgesucht hat. Nach einer eher klassischen ersten Hälfte mit Werken von Robert Schumann und Joseph Haydn, interpretiert er nach der Pause den chinesischen Komponisten Tan Dun, um mit der Don Juan Fantasie von Franz Liszt schließlich den Höhepunkt zu setzen.

Bei all seinem Spiel ist kaum ein Pianist seinem Publikum so nah wie Lang Lang. Die expressive Körpersprache nimmt die Gefühlslage der Kompositionen vorweg. „Er macht es dem Publikum einfach, selbst denjenigen, die keine Ahnung von klassischer Musik haben“, beobachtet Körpersprachenexperte Stefan Verra. Auch das virtuose und gefürchtete Meisterwerk „Réminiscences du Don Juan de Mozart“ von Franz Liszt spielt er scheinbar mühelos, mit ansteckender Begeisterung.

Schon als kleiner Junge wird Lang Lang von seinem Vater zum Pianisten gedrillt: Der beste Klavierspieler der Welt soll er werden. Seine Mutter darf er nur selten sehen, damit sie ihn nicht vom Üben abhält. Als er zum Abschluss seines Carnegie Hall Debüts seinen Vater auf die Bühne bittet, um mit ihm zusammen über ein chinesisches Volkslied zu improvisieren, endet ein Lebensabschnitt – und ein neuer beginnt.

Diese Sternstunde beschäftigt sich mit dem schwierigen Verhältnis von Freiheit und den Opfern, die wir für sie bringen. Lang Lang lebt den Traum seines Vaters, der zu seinem eigenen Traum wird. Es geht um musikalische Perfektion und persönliche Beziehungen, um Virtuosität und Emotionen – Themen, die sich in Lang Langs Performance und in seinem Leben wiederfinden. Nicht nur für Lang Lang selbst, auch für seine langjährigen Weggefährten wie den Dirigenten Christoph Eschenbach, den Komponisten Tan Dun und seinen Lehrer Gary Graffman war dieses Konzert ein magischer Moment. Die Pianistin Claire Huangci kennt Lang Lang ebenfalls seit jungen Jahren, und Bruce Liu gilt aktuell als neuer Shooting Star am Klavier. Gemeinsam mit dem Audio Producer Christian Gansch und dem Körpersprachenexperten Stefan Verra ordnen sie Lang Langs legendären Rezitalabend rückblickend ein.

Zypern und der Krieg im Gaza

Zypern und der Krieg im Gaza

Zypern und der Krieg im Gaza

Ein Film von Alba Vivancos Folch, 30min, WDR/Arte

Zypern, für viele Europäer ein beliebtes Urlaubsziel, rückt durch seine geografische Nähe zum Nahen Osten in den Fokus des Gaza-Kriegs. Nach den Hamas-Angriffen im Oktober 2023 suchten zahlreiche israelische Familien Zuflucht im östlichsten EU-Land. Rabbi Arie Zeev Raskin, der vor zwanzig Jahren eine jüdische Gemeinde auf Zypern gründete, war sofort zur Stelle, um zu helfen.

Gleichzeitig hat sich auf Zypern eine kleine, aber stetig wachsende palästinensische Gemeinschaft etabliert. Der Alltag der Fotografin Jafra Abu Zolouf, die seit fünf Jahren auf der Insel lebt, hat sich seit Kriegsbeginn verändert. Mit der Gruppe „United for Palestine“ geht sie regelmäßig für einen Waffenstillstand in Gaza auf die Straße. Ihr Freund Wassim eröffnet das Café Kuffiyeh, um über die Situation in Palästina aufzuklären.

Der Konflikt beeinflusst das Leben auf Zypern spürbar. Während Rabbi Raskin Spenden für betroffene Israelis sammelt, bemühen sich Zyprioten um humanitäre HIlfe im großen Maßstab: Von der Hafenstadt Larnaka aus werden Hilfsgüter nach Gaza verschifft. Chrysilios, der im Hafen die komplexe Koordination der humanitären Hilfe leitet, erklärt: „Wir haben in unserem Land selbst Krieg erlebt. Wir können die Situation der leidenden Bevölkerung sehr gut nachempfinden.“

Mischa Maisky spielt Tschaikowsky

Mischa Maisky spielt Tschaikowsky

Mischa Maisky spielt Tschaikowsky

Ein Film von Beatrix Conrad und Lily Küntzle, NDR/ARTE, 43 min, 2024

„Nach 50 Jahren auf der Bühne gibt es immer noch viele Herausforderungen, Träume und Ambitionen für die nächsten 50 Jahre.“ – Mischa Maisky sagt es mit einem Augenzwinkern. Der 75jährige Star-Cellist zeigt mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi, dass er immer noch wie ein „heißblütiger Jungspund“ (Hamburger Abendblatt) musizieren kann.

„Mein wichtigstes Lebensmotto: Perfektion ist der Feind des Guten.“ Für Mischa Maisky ist das Cello kein Mittel, um technisches Können zu demonstrieren. Nicht die Perfektion steht für ihn im Zentrum, vielmehr geht es ihm um Emotionen im Augenblick der Interpretation, die er seinem Publikum möglichst ungefiltert vermitteln möchte. Mit seiner langjährigen Freundin, der Pianistin Martha Argerich, und der Geigerin Janine Jansen im Konzert in Kiel ist diese emotionale Bindung zum Publikum intensiv zu spüren. Und auch wenn Mischa Maisky immer noch viele Wünsche und Träume für die Zukunft hat, einen Herzenswunsch hat er sich bereits erfüllt: gemeinsam mit seinen Kindern Sascha (Violine) und Lily (Klavier) geht er als Familientrio auf Konzertreisen.

Die Rokokovariationen von Tschaikowsky erlauben dem Cellisten, seine Virtuosität in vollen Zügen auszukosten. Mit der „Nocturne“ und der Cello-Adaption der Lenski Arie „Kuda, Kuda“ von Tschaikowsky demonstriert Maisky sein romantisches, ausdrucksstarkes Spiel, ohne in Kitsch abzugleiten. Max Bruchs „Kol Nidrei“ weckt in ihm Erinnerungen an seine Herkunft. Maisky wuchs in einer jüdischen Familie mit ukrainischer Herkunft in der ehemaligen Sowjetunion auf, begann als 8jähriger mit dem Cellospiel und erhielt seine Ausbildung von zwei der ganz großen Meister des Cellos: Mstislaw Rostropovich und Gregor Piatigorsky.

Durch mehrere Brüche in seinem Leben – sein Vater starb, als er 18 war, seine Schwester wanderte kurz darauf aus, er selbst verbrachte 2 Jahre in einem Arbeitslager – entwickelte Maisky eine besondere Sensibilität, die man seinem Spiel anhört. Er sieht seinen ungewöhnlichen Lebenslauf als wichtige Ausbildung und ist dankbar für diese „umfassende Lebenserfahrung“.

Sternstunden der Musik | Sergiu Celibidache und die Berliner Philharmoniker

Sternstunden der Musik | Sergiu Celibidache und die Berliner Philharmoniker

Sternstunden der Musik: Sergiu Celibidache und die Berliner Philharmoniker

Ein Film von Holger Preusse und Philipp Quiring, ZDF/arte, 43 min, 2023.

Erst durch die Bitte des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker kam das Konzert 1992 zustande. Der legendäre rumänische Dirigent Sergiu Celibidache und die Berliner Philharmoniker sollten sich wieder miteinander versöhnen. Celibidache hatte das Orchester nach Ende des Zweiten Weltkrieges von 1945 bis 1954 in über 400 Konzerten geformt. Als das Orchester nach dem Tode von Wilhelm Furtwängler – dem langjährigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker – nicht Sergiu Celibidache zu dessen Nachfolger bestimmte, sondern Herbert von Karajan, kam es zum Streit und schließlich zur Trennung. Celibidache zog sich tief gekränkt zurück und schlug jedes Angebot einer weiteren Zusammenarbeit aus.

Es dauerte 38 Jahre, bis Sergiu Celibidache ans Pult der Berliner Philharmoniker zurückkehrte. Es ging als sogenanntes ‚Versöhnungskonzert‘ in die Musikgeschichte ein. Celibidache hatte zur Bedingung gemacht, dass er doppelt so viele Proben wie üblich bekam. Auf dem Programm stand Anton Bruckners 7. Sinfonie. Vor den Musikern bekannte Celibidache, dass die Berliner Philharmoniker eine „determinierende Rolle“ in seinem Leben gespielt hätten und er hier seine „ersten musikalischen und menschlichen Erfahrungen“ machen durfte.

In dem Film kommen neben Proben- und Konzertausschnitten Celibidaches Sohn Serge Ioan Celebidachi, Zeitzeugen der Berliner Philharmoniker, die Hornistin des Orchesters Sarah Willis, die junge französische Dirigentin Marie Jacquot, sein letzter Dirigierschüler Rémy Ballot und der rumänische Dirigent Cristian Măcelaru zu Wort. Sie geben einen Einblick in die Persönlichkeit, die Arbeitsweise und das Musikverständnis von Sergiu Celibidache.