Journalistenpreis des Europäischen Parlamentes 2009
Die fernsehbüro-Produktion „Wer hat Angst vor Europa?“ ist heute mit dem Journalistenpreis des Europäischen Parlamentes ausgezeichnet worden. Parlamentspräsident Jerzy Buzek übergab die mit 5000 € dotierte Auszeichnung an den ausführenden Produzenten Stefan Pannen. „Wir freuen uns über die Auszeichnung“, sagte Pannen in Brüssel, „zumal wir den Film zu einem Zeitpunkt begonnen haben, als wir weder einen Sender noch eine Förderung dafür in Aussicht hatten.“
Die 70minütige Dokumentation von Elke Sasse und Kristian Kähler entstand im Auftrag von ZDF/arte (Redaktion: Martin Pieper) und wurde 2008 erstausgestrahlt.Polen im April 2004. Wenige Tage vor dem Beitritt Polens zur EU. In einem kleinen Dorf an der Grenze zur Ukraine bestellen die Bauern wie jeden Tag ihre Felder, führen die Kühe auf die Weide, melken. Von der neuen Zeit erwarten sie sich unterschiedlich viel:
• „Die Kleinen werden in die Taschen der Großen gesteckt“, befürchtet Zbyszek Iwanczuk, der mit seiner Mutter 12 Hektar Boden bestellt, zwei Schweine hält und Pferde, die er als Arbeitstiere benötigt.
• Viele Bauern sind ähnlich skeptisch, deshalb geht EU-Berater Wojciech Jaroszynski in diesen Tagen von Hof zu Hof, um den Leuten persönlich die Anträge für EU-Bodenzuschüsse vorbei zu bringen.
• Waldemar Wawrzyniak ist zögerlich, aber verhalten optimistisch. Er bewirtschaftet den Hof seiner Eltern und lebt selbst in der Stadt. Er hofft, dass es mit der EU vielleicht besser wird.
• Kasia und Marcin Wilgos dagegen wollen es wissen: Sie setzen alles auf eine Karte, wollen ihre alten Ställe abreißen, mit Krediten einen neuen EU-kompatiblen Stall bauen und neue holländische Turbokühe anschaffen.
Der Film begleitet die drei Bauern und den EU-Berater in den folgenden dreieinhalb Jahren: Die einen verschreiben sich mit Haut und Haar der neuen Zeit und setzen auf Modernisierung und Rationalisierung, die anderen bewirtschaften weiterhin mit dem Pferdepflug ihren Acker. Sie haben Träume – von Einfamilienhäusern, Urlaubsreisen oder ukrainischen Frauen, Hoffnungen, Wünsche. Nicht alle gehen in Erfüllung. Und Zbyszek wird am Ende tot sein.
Der Film dokumentiert exemplarisch, wie der EU-Beitritt Polens des Alltag in einem kleinen Dorf verändert und wie die große Politik in das Leben der EU-Bürger hineinwirken kann.