12.03.2022 - 17:35 Uhr
Ein Film von Conny Schulze und Thomas Mudersbach
Schmeckt der Riesling 2050 noch nach Riesling? Der Klimawandel macht Rebstöcken und Trauben zu schaffen. Winzer*innen suchen nach Wegen, ihren Wein zu retten – und das Klima gleich mit.
Die Weinberge ächzen unter extremer Hitze und sintflutartigen Regenfällen. Gleichzeitig verursacht die Produktion der edlen Tropfen Treibhausgase, die zur Erderwärmung beitragen. Wie herausfinden aus diesem Teufelskreis? Weinwelt und Wissenschaft suchen Lösungen.
Eine 800-jährige Familientradition ist bedroht – und Ralf Bengel will sie retten. Der Winzer trägt die Verantwortung auf dem weltbekannten Weingut „Schloss Vollrads“ im Rheingau. Über 27 Generationen hinweg haben die adligen Gutsherren, die Greiffenclaus, eine einzige Rebsorte angebaut: den Riesling. Und das soll auch so bleiben. Doch die Wetterextreme greifen die Pflanzen an. Mal heiße Sommer, die die Trauben verbrennen. Mal Starkregenfälle, die den Boden die Hänge hinabspülen. „Es bringt ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt Ralf Bengel. „Die Situation ist so. Und ich bin überzeugt davon, dass es Lösungen gibt.“ Deshalb arbeitet der Winzer mit Forschenden der Weinbau-Hochschule Geisenheim zusammen. Ihr ehrgeiziges Ziel: Riesling-Pflanzen zu züchten, die dem Klimawandel standhalten.
Arianna Occhipinti geht einen ganz anderen Weg. Die sizilianische Winzerin setzt allein auf die Kräfte der Natur. Und das ganz im Süden Europas, wo im letzten Sommer eine Rekordtemperatur gemessen wurde: 48,8 Grad Celsius. Dennoch verzichtet Occhipinti darauf, ihre Pflanzen zu bewässern. Sie vertraut darauf, dass die Pflanzen immer tiefer wurzeln, bis sie an Wasser aus dem Boden gelangen. „Um guten Wein zu machen, muss man die Natur respektieren“, sagt die radikale Weinmacherin. Und ihren Naturwein ganz ohne Zusätze herzustellen, zahlt sich aus – für sie und für die Umwelt.
Wein komplett klimaneutral herzustellen – dieses Ziel verfolgt Winzer Franz Wehrheim in der Pfalz. Er holt sich Unterstützung bei Unternehmensberaterin Helena Ponstein. Sie weiß, wie Weingüter ihre Klimabilanz verbessern können – zum Beispiel beim Thema Verpackung. Die ist für über die Hälfte des CO2-Ausstoßes in der Wein-Produktion verantwortlich. Und so wäre schon durch leichtere Flaschen viel zu bewirken. Dünnere Flaschen aber machen einen weniger wertigen Eindruck. Ob die von Verbraucher*innen überhaupt angenommen würden?
Der Klimawandel bringt Bewegung in die Welt des Weins – für viele gute Jahrgänge edler Tropfen.