17.09.2021 - 19:40 Uhr
Ein Film von Lena Breuer, Saskia Heim und Sybille Koller
Mehr als die Hälfte der Deutschen ist unzufrieden mit der Demokratie. Ist mehr Mitbestimmung die Lösung? Wir treffen Menschen, die genau das möglich machen wollen.
Politikverdrossenheit, Rechtspopulismus und ein zunehmendes Auseinanderdriften der Gesellschaft – alles Realität in vielen von Europas demokratischen Staaten. Der Umgang mit dem Coronavirus hat die Demokratiekrise in der Wahrnehmung vieler Deutscher zusätzlich verschärft – und das ausgerechnet im Wahljahr 2021.
Laut Glücksforschung macht politische Mitbestimmung, also die Teilnahme an demokratischen Prozessen, zufriedener. Immer mehr Menschen schließen sich zusammen, um ihre Stimme hörbar zu machen. So auch Dominik Herold, Katharina Liesenberg, Yannik Roscher und Ben Christian. „Demokratie ist mehr, als alle vier Jahre ein Kreuz zu machen,“ so die Überzeugung der Gruppe junger Politikstudent*innen aus Frankfurt. Mit ihrem Verein “mehr als wählen“ bauen die Studierenden aktuell einen öffentlichen Linienbus zu einem Demokratie-Wagen um. Der soll künftig als „rollendes Wohnzimmer“ durch die verschiedenen Stadtteile Frankfurts unterwegs sein und Raum für politische Beteiligung und den Austausch zwischen Stadt und Bürger*innen bieten. Demokratie auf Rädern: eine Idee der Bürger*innen, die auf dem durch den Verein initiierten Demokratiekonvent entstand.
Klimawandel, Artensterben und die Transformation in eine nachhaltige Zukunft: Wenn es darum geht, wie wir als Gesellschaft mit diesen Herausforderungen umgehen wollen, fühlen sich viele Jugendliche nicht gehört. Die dänische Initiative „Sustain democracy“ will das ändern. Camille Møller ist eine der Organisatorinnen des diesjährigen Demokratie-Festivals: „Es ist wichtig, dass die nächste Generation so früh wie möglich lernt, kritische Dialoge zu führen, die Haltung anderer zu berücksichtigen und dennoch einen nachhaltigen Konsens zu finden.“ Auf einer kleinen Insel, nur wenige Kilometer von Kopenhagen entfernt, zeigt sie deshalb Jugendlichen, wie sie sich für ihre Ziele einsetzen können.
Der Ungar Levente Litényi hatte schon immer einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Als Kind wollte er Schiedsrichter werden, doch wie die meisten Menschen aus Mátészalkan wurde er Fabrikarbeiter. Sein Heimatort liegt in einer der schwächsten sozioökonomischen Regionen Ungarns, kaum von der Regierung beachtet. Also wird der Mittdreißiger selbst aktiv. Mit Hilfe von “Community Organizing“ sucht er Menschen ohne Zugang zu politischen Prozessen auf und kämpft in der Gemeinschaft für eine bessere Interessensvertretung – aktuell um eine bessere öffentliche Verkehrsanbindung. „Unser Ziel ist es, so viele Leute wie möglich zu aktivieren, damit sie sich politisch einsetzen und für öffentliche Angelegenheiten stark machen. Nur so können wir unsere Stadt und unser Leben mitgestalten.“