Sternstunden der Musik: Menuhin und Karajan spielen Mozart

Sternstunden der Musik: Menuhin und Karajan spielen Mozart

Sternstunden der Musik: Menuhin und Karajan spielen Mozart

Ein Film von Grete Liffers, ZDF/ARTE, 43 min., 2022

Yehudi Menuhin gilt als das Wunderkind des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde gefeiert und verehrt wie einst Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Violinkonzert Nr. 5 er für diese Aufzeichnung interpretiert.

Nach vielen Jahren des Konzertierens und Reisens stellt der Ausbruch des zweiten Weltkriegs einen Wendepunkt für Menuhin dar. Er spielt vor alliierten Truppen, vor Soldaten und Verwundeten. Sein Konzert im befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen konfrontiert ihn, den geschützten Wunderknaben, mit unvorstellbaren Horror. Doch Yehudi Menuhin verzweifelt nicht. Er beschließt sein Leben und seine Musik der Versöhnung und dem Frieden zu widmen. Bereits 1947 kehrt er als erster jüdischer Musiker für ein Gastspiel zurück nach Berlin.

Nur wenige Jahre älter, schlägt Herbert von Karajan einen völlig anderen Weg ein. Sein Leben ist geprägt von der Suche nach Perfektion und musikalischer Größe. Während der NS-Zeit baut Herbert von Karajan in Deutschland seine Karriere auf und wird zu einem der einflussreichsten und bedeutendsten Dirigenten der Nachkriegszeit.

Dass solch unterschiedliche Lebensläufe magischen musikalischen Momenten nicht im Wege stehen, belegt die Aufnahme aus dem Jahr 1966, meisterhaft in Szene gesetzt durch den preisgekrönten Spielfilmregisseur Henri-Georges Clouzot.

 

Internationale Stars aus der Musikszene wie Anne-Sophie Mutter, Daniel Hope oder Hillary Hahn, aber auch Größen der Filmkunst wie Sunnyi Melles, August Zirner und Bruno Monsaigeon, lassen sich von diesem wertvollen Zeitzeugnis, das die einzige Zusammenarbeit dieser Musik-Legenden dokumentiert, verzaubern. Gemeinsam erleben wir, wie sich zeitlose Schönheit in Klangidealen verwirklicht und noch heute Musik zur Versöhnung beitragen kann.

Die Zeidler von Augustów – Piotr und die Waldbienen

Die Zeidler von Augustów – Piotr und die Waldbienen

Die Zeidler von Augustów – Piotr und die Waldbienen

Ein Film von Paul Buske & Alba Vivancos, MDR/ARTE, 44 min., 2023

In Augustów, im äußersten Nordosten Polens, klettert Piotr Pilasiewicz mit einer traditionellen Seiltechnik einen Baum hoch. Oben empfängt ihn das laute Summen seiner Bienen. Piotr ist Zeidler, Waldimker. Seine Bienen nisten in sogenannten „Baumbeuten“: Hohlräumen im Baumstamm.

Weil es nicht mehr genug alte Bäume mit natürlichen Hohlräumen gibt, bauen Zeidler ihren Bienen solche Nistplätze und hoffen, dass sie sich dort niederlassen. In das Leben der Bienen greifen sie so wenig wie möglich ein. Honig entnehmen sie nur einmal im Jahr und nur, falls die Bienen genug Vorräte für den Winter gesammelt haben.

Piotr hat sich mit weiteren Zeidlern zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Alle teilen die Leidenschaft für traditionelles Handwerk und für die Waldbienen. Mit dazu gehört Pawel Mickuki. Er ist Schmied und fertigt nach traditionellem Vorbild die Stemmeisen für den Bau der Beuten.

Es ist eine Gemeinschaft, die Jahr für Jahr größer wird. Die aus dem Mittelalter stammende Kunst der Bienenhaltung ist für sie eine Inspiration für das Heute: Für eine artgerechte Form der Imkerei und für ein Leben im Einklang mit der Natur.

Seit 2020 ist die Zeidlerei in Polen und Belarus von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

F*ck Berlin

F*ck Berlin

F*ck Berlin

Eine Reihe von Marie Villetelle, 4x30 min, rbb, 2023

Ein Sommer in der sexpositiven Szene der Hauptstadt: Sie lieben mehrere Menschen gleichzeitig, lassen sich fesseln oder peitschen andere; sie erleben wilde Fantasien oder tanzen zum ersten Mal fast nackt.

Neun Szenegängerinnen erzählen von Erlebnissen und Gefühlen im Nachtleben und ihrer sexuellen Emanzipation. F*ck Berlin ist eine intime Entdeckungsreise mit weiblichem Blick auf das Thema Sex.

Nach Lust und Laune feiern: alle Körper, Geschlechter und viele Spielarten – in Berlin möglich wie in kaum einer anderen Stadt. Völlig neu in der Sexpositiv-Szene ist Martina: Sie möchte in den Clubs der Stadt herausfinden, was ihr abseits des Sex zu zweit im Bett wirklich gefällt. Maria kommt aus einem religiösen Elternhaus und erforscht seit kurzem, wie ihre sexuellen Wünsche mit ihrem Glauben zusammen gehen können.

 

Sich frei machen von konventionellen Vorstellungen mit Spaß am Erkunden der eigenen Vorlieben: Katharina lebt das bereits seit längerem und möchte ihre Sexualität nicht mit einem Etikett versehen. In diesem Sommer arbeitet sie daran, mit ihrem Alleinsein besser klarzukommen und verliebt sich. Nach einem Bruch mit der eigenen Familie, fühlt Medusa sich inzwischen in der BDSM-Szene zu Hause. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen will sie gern an andere weitergeben.

Mehr als eine Zweierbeziehung: Lisa und Chris leben in einer offenen Ehe und reden viel über ihre Ängste und Lüste. In diesen Sommer wollen sie ausprobieren, wie es ist, wenn jeder einzeln auf Dates geht. Mit 19 Jahren traf Nina die Liebe ihres Lebens und es war klar, dass sie trotzdem immer wieder Neues ausprobieren wollte. Inzwischen hat sie mit ihrem Partner zwei Kinder  – an ihrem Sexleben hat das wenig geändert: Sie leben sich weiterhin aus, ziehen jetzt aber häufiger allein durch die Nacht.

Nichts ist einhundert Prozent safe – aber „sicherere“ Räume sind vor allem für queere Menschen wichtig. Elizabeth ist eine trans Frau und fühlt sich in Berlin zum ersten Mal frei. Sie ist oft in der BDSM-Szene unterwegs und entdeckt neue Seiten an sich. Marque hat häufig Erfahrungen von Fetischisierung gemacht. Sie ist sich unsicher, wie sie wieder zu ihrer Unbeschwertheit zurückfinden kann, wenn die Probleme innerhalb der sexpositiven Szene nicht angegangen werden.

Marie Villetelle wurde 1990 in Paris geboren und lebt seit 2012 in Berlin. Sie studierte Geisteswissenschaft mit Schwerpunkt Literatur und Film in Frankreich. Nach ihr Master-Studiengangs in deutsch-französischem Journalismus war sie seit 2013 als Autorin in den Bereichen Stoffentwicklung, Produktion und Redaktion bei Berlin Producers Media tätig. Als Französin realisiert sie viele Dokumentationen für ARTE, wie zum Beispiel Folgen der Reihe „Zu Tisch“, „Re:“ und „Psycho“. 2022 realisierte das Film Der Traum von fünf Prozent – Unterwegs zu den kleinen Parteien als Headautorin für die ARD und das ZDF. Seit 2023 ist sie Freiberuflich tätig und realisierte für die ARD-Mediathek in Auftrag der RBB die Doku-Serie F*ck Berlin. Die Themen, die sie bewegen, drehen sich um Menschen, Kultur und Gesellschaft. Spannend findet sie auch innovatives Storytelling und Serien.

Im Labyrinth – Der Musiker Jörg Widmann

Im Labyrinth – Der Musiker Jörg Widmann

Im Labyrinth - Der Musiker Jörg Widmann

Ein Film von Holger Preuße, 42 / 52min., BR/ARTE 2022

Die Musik bekommt ein Eigenleben in dem Moment des Schreibens, so Jörg Widmann. Sie schlüpft gleichsam in einen eigenen Körper und wird zu einem Lebewesen, das seiner eigenen Wege geht. So bleibt es Fragment, denn es ist nicht das, was er beabsichtigt hatte. Das Labyrinth ist für Jörg Widmann ein Bild, das diesen Zustand beschreibt. Es ist zu seinem Lebensthema geworden, das er mittlerweile auch in sechs Stücken musikalisch verarbeitet hat. Im Labyrinth verliert man sich, stößt an, es sind Momente, „wo es nicht weitergeht. Und das ist etwas, was ich im Komponieren oft als problematisch und sehr schmerzhaft erfahre. So glückhaft das Komponieren auch ist.“ Aus dem Labyrinth des Komponierens führt ihn der Klarinettist, der er ebenso ist – seit vielen Jahren einer der besten der Welt – und mehr und mehr der Dirigent.

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Wir folgen Jörg Widmann in sein Labyrinth, greifen dabei nach dem roten Faden, der sein Leben durchzieht. Erleben mit ihm das Auf und Ab, die euphorischen wie auch die krisenhaften Momente des Schreibens. Entdecken ihn hinter und auf der Bühne. Und stellen dabei fest, dass es ein ganzes Bündel von Fäden ist, die sich bei ihm zu einem Knäuel verstricken, wobei der Komponist ohne den Klarinettisten, der Dirigent ohne den Komponisten, Jörg Widmann ohne den Menschen nicht zu denken ist.

Der Film begleitet Jörg Widmann bei der Komposition seines Trompetenkonzertes „Towards Paradise“ (Labyrinth VI), das im Auftrag des Gewandhausorchesters Leipzig und des Boston Symphony Orchestra entsteht – von den ersten Entwürfen bis zur Uraufführung. Als Klarinettist und Dirigent sehen wir ihn bei den Salzburger Festspielen, im Boulez Saal und Konzerthaus Berlin, erleben den Universalmusiker gemeinsam mit Daniel Barenboim, mit Anne Sophie Mutter, für die er sein 6. Streichquartett komponiert hat, und auf einer Taiwan-Tournee mit seiner Schwester, der Geigerin Carolin Widmann.

Gewinner des Deutschen Kamerapreis 2023 in der Kategorie Schnitt (Doku Screen)

„Ralf Streese nimmt uns mit durch seinen einfühlsamen, rhythmischen und zuweilen mitreißenden Schnitt – hinein in den Kopf des Komponisten Jörg Widmann. Wie Synapsen und Neuronen tauchen die Noten für uns hör- und spürbar hinter dem inneren Auge von Widmann auf. Strömen durch rhythmische Bleistiftbewegungen auf ein Blatt voll Linien und werden so neu geboren. Diese neue Musik – noch schwarz-weiß, ein Konstrukt aus Linien und Punkten – wird durch den Schnitt sinnlich erlebbar. Die Montage von Ralf Streese bringt uns den Menschen näher, der dieses Trompetenkonzert zur Welt bringt, lässt uns seine Verletzbarkeit erleben, seine Hingabe und seinen Humor. Am Ende hat uns Ralf Streese durch seinen virtuosen Schnitt mit der Leidenschaft und Energie des Komponisten angesteckt.“

Presse

„Die Dokumentation vermittelt nicht nur eindrucksvoll, wie der Prozess des Komponierens vor sich geht bei Widmann. Wie er „Küsse“ und „Antworten“ und auch mal einfach nur heiße Luft in seinen Partituren platziert. Wie er billigend in Kauf nimmt, dass der Geigerin Anne-Sophie Mutter beim Spielen seiner Noten der kleine Finger in Fetzen hängt – und sie mit seinem jungenhaften Charme trotzdem zu immer neuen gemeinsamen Projekten überzeugt.

Widmann sitzt beim Tonsetzen nicht am Computer wie so viele seiner Zeitgenossen, sondern mit gespitztem Bleistift überm Notenpapier. Wie der Film das festhält mach dessen besondere Qualität aus. Er wurde bereits im Mai mit dem Deutschem Kamerapreis ausgezeichnet“

Süddeutsche Zeitung

Auf Tour mit Mozart – Felix Klieser und das Bournemouth Symphony Orchestra

Auf Tour mit Mozart – Felix Klieser und das Bournemouth Symphony Orchestra

Auf Tour mit Mozart - Felix Klieser und das Bournemouth Symphony Orchestra

Ein Film von Beatrix Conrad, 43min, WDR/ARTE, 2022

Felix Klieser spielt seit 27 Jahren Horn – und das ohne Arme. Ein „Kindheitstraum“ sei es für ihn gewesen, die Hornkonzerte von W.A. Mozart zu spielen. Als Neunjähriger hörte er sie erstmals. Und nun führt er sie in kleinen und großen südenglischen Konzertsälen mit dem Bournemouth Symphony Orchestra auf. Das Orchester hat ihn als ersten deutschen Hornisten zum Artist in Residence berufen.

Die vier Mozartschen Hornkonzerte gehören zum Stammrepertoire der Hornisten – Felix Klieser hat trotzdem lange gezögert, die Werke auch in einer Aufnahme einzuspielen. Erst nach drei erfolgreichen CD-Alben inklusive ECHO Klassik und dem Leonard Bernstein Award begab er sich im September 2018 nach Salzburg, um zusammen mit der berühmten Camerata alle vier Hornkonzerte von Mozart aufzunehmen. 2022 probt Klieser im südenglischen Poole das 4. Hornkonzert in Es-Dur KV 495. Die Stadt ist Hauptsitz des Bournemouth Symphony Orchestra, einem sogenannten Reiseorchester, das Konzertsäle im Süden und Südwesten Englands bespielt. Als nächste Station der Tournee mit Felix Klieser steht Plymouth auf dem Plan.

Die Tage in Großbritannien sind für das Orchester und vor allem seinen Solisten zeitlich eng getaktet. Neben Proben und Konzerten steht ein Interview bei der BBC in London und ein Schulbesuch in Plymouth an. Dazwischen lange Autofahrten, die kurze Momente der Erholung schaffen. Schießlich ein Kurzbesuch der Formel 1-Strecke in Silverstone – Felix Klieser ist ein Fan schneller Autos. Geschwindigkeit, Rhythmus, Präzision – das sind Fähigkeiten, die sowohl Musiker als auch Rennfahrer benötigen, um Erfolg zu haben.

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