Tiny House Concert – Das ist Klassik “Down to Earth!”

Tiny House Concert – Das ist Klassik “Down to Earth!”

Tiny House Concert - Das ist Klassik “Down to Earth!”

Eine Reihe von Maren Bekker, 5 Folgen à 26 min, DW und ARD Kultur, 2023

Elitär und abgehoben, so empfinden viele die Welt der klassischen Musik. TINY HOUSE CONCERT will das ändern und die Klassik vom Podest holen!

Mit dabei sind Steven Walter, Intendant des Beethovenfests Bonn, und Coco Elane, Künstler*in und Klassik-Aussteiger*in aus Überzeugung. In der Küche von Stevens Tiny House im grünen Bonner Umland treffen sie Stars der internationalen Musikszene. Sie alle haben – neben ihrem Lieblingsrezept – auch Instrumente dabei. Und sie reden Klartext über ihre Erfahrungen in der Klassikwelt: als „Wunderkind“ am Piano, als Punk-Fan an der Musikhochschul oder als kreativer Überflieger in einem traditionellen Orchester.

Und während draußen die Sonne untergeht, gibt es drinnen intensive Gespräche und Live-Musik in höchster Qualität – plus viele überraschende Momente. Oder wussten Sie zum Beispiel, wie man mit Knetgummi den Klang eines Klaviers verändert? Dass Johann Sebastian Bach und Miles Davis möglicherweise das perfekte Jamsession-Duo abgegeben hätten? Und warum eigentlich begeistertes Klatschen zwischen den Sätzen eines Konzertes mitunter zu wütenden Zischlauten im Publikum führt?

Danae Dörken: Vom Wunderkind zur Starpianistin

Als Danae Dörken ihr Studium an einer der renommiertesten musikalischen Talentschmieden Deutschlands begann, war sie gerade einmal 11 Jahre alt. Der Leistungsdruck war enorm, ebnete ihr aber den Weg in eine internationale Karriere. Im Tiny House erzählt sie von blutigen Klaviertasten, ihren Strategien gegen Lampenfieber und Konzerten im Geflüchtetenlager. Und bringt dann, mitten in der Nacht, die hölzernen Hauswände mit Manuel de Fallas‘ Feuertanz zum Wackeln.

Deutsch: in der ARD-Mediathek

Englisch: auf dem DW Classical Music YouTube Kanal

Kalle Kalima: Unterwegs zwischen Jazz und Barock

Der finnische Gitarrist Kalle Kalima  ist eine prägende Figur der europäischen Jazz-Szene – und Spezialist für jazzig-barocke Kollaborationen. Denn diese zwei Genres passen – trotz der mindestens 150 Jahre, die zwischen ihnen liegen – richtig gut zusammen! Im Tiny House Concert erzählt er, wie er zum „musikalischen Terroristen“ wurde und improvisiert zu einem barocken Gassenhauer: Dem Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel.

Deutsch: in der ARD-Mediathek

Englisch: auf dem DW Classical Music YouTube Kanal

Isang Enders: Auf der Suche nach musikalischer Freiheit

Mit gerade einmal 20 Jahren bekam Isang Enders einen Orchesterjob, von dem viele nur träumen können: Erster Solocellist der Staatskapelle Dresden! Doch bald merkte er: „Irgendwie werde ich hier zum Yuppie“ und schmiss hin. Heute genießt er die Freiheiten einer Solokarriere. Im Tiny House zeigt er sein Können: von Bach über Hans-Werner Henze – bis hin zur Frankfurter Grünen Soße nach altem Familienrezept.

Deutsch: in der ARD-Mediathek

Englisch: auf dem DW Classical Music YouTube Kanal

Kai Schumacher: Gegen alle Pianisten-Klischees

Eigentlich wollte Kai Schumacher Rockstar werden. Erst als er erkannte, dass auch klassische Musik popkulturelle Bezüge haben und sogar politisch und systemkritisch sein kann, konnte er sich auf eine Karriere als Pianist einlassen. Den Abend im Tiny House läutet Kai mit einer chilenischen Protesthymne ein, baut dann Stevens Piano zum Synthesizer um und analysiert später die kompositorische Schönheit eines Trinkliedes.

Deutsch: in der ARD-Mediathek

Englisch: auf dem DW Classical Music YouTube Kanal

Anna-Lena Elbert: Unterwegs auf den Spuren des Liedes

Sopranistin, das ist doch nur etwas für geborene „Diven“, extrovertiert und laut  – oder? Es dauerte eine Weile, bis Anna-Lena Elbert merkte, dass das „Bühnen-Ich“ und ihr „privates Ich“ durchaus zwei Paar Schuhe sein können. Im Tiny House erzählt die preisgekrönte Sopranistin von der Entdeckung ihrer inneren Rampensau und von ihrer Liebe zum Lied quer durch die Jahrhunderte – inklusive Live-Performance: vom Ohrwurm der Renaissance bis hin zur Neuen Musik mit dadaistischen Texten.

Deutsch: in der ARD-Mediathek
Englisch: auf dem DW Classical Music YouTube Kanal

Paul Dessau – Von Hamburg über Hollywood in die DDR

Paul Dessau – Von Hamburg über Hollywood in die DDR

Der Komponist Paul Dessau - Von Hamburg über Hollywood in die DDR

Ein Film von Anne-Kathrin Peitz, 53 min., NDR/ARTE 2023

Paul Dessau ist Geiger, Dirigent, Komponist und Musiklehrer. Er schreibt Operetten- und Filmmusik – sowohl zu Bergfilmen mit Leni Riefenstahl als auch zu Trickfilmen Walt Disneys. Im Ersten Weltkrieg ist der gebürtige Hamburger Soldat, im Zweiten jüdischer Exilant in Frankreich und in den USA. In Hollywood arbeitet er auf einer Hühnerfarm und schreibt als anonymer „Notensklave“ die Klänge zu einigen Zelluloid-Blockbustern.

Als überzeugter Kommunist geht Paul Dessau 1948 in die DDR. Er arbeitet mit Bertolt Brecht sowie seiner vierten Frau, der Regie-Ikone Ruth Berghaus, und prägt maßgeblich die sozialistische Musikszene und Bühnenkunst. Seine „Thälmann-Kolonne“ wird zum Gassenhauer, gleichzeitig wird er wegen seiner oft eigenwilligen Klangsprache als Formalist verschrien. Er wird zum nach außen gefeierten, nach innen angefeindeten DDR-Staatskomponisten.

Der Film skizziert ein Künstlerleben zwischen Anpassung und Abstoßung, politischem Idealismus und musikalischer Individualität, in dem sich wie unter einem Brennglas die wechselhafte deutsch-deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts verdichtet. Mit über 430 Werken ist Paul Dessau ein Arbeitswütiger, mit seiner explosiven, oft sperrigen Klangsprache ein Unbequemer, der Gesellschaft verändern und mitgestalten möchte und mit fast naiver Unerschütterlichkeit an der kommunistischen Idee festhielt.

Interviewpartner von Politiker Gregor Gysi bis zum amerikanischen Jazz-Komponisten Jack Cooper lassen nicht nur mit Worten, sondern tatsächlich puzzelnd das Portrait eines deutschen Künstlers entstehen.

Sternstunden der Musik: Leonard Bernstein und Krystian Zimerman interpretieren Brahms

Sternstunden der Musik: Leonard Bernstein und Krystian Zimerman interpretieren Brahms

Sternstunden der Musik: Leonard Bernstein und Krystian Zimerman interpretieren Brahms

Ein Film von Dag Freyer, ZDF/ARTE, 43 min., 2022

Es war ein Gipfeltreffen der besonderen Art, als der enigmatische Pianist Krystian Zimerman und der charismatische Maestro Leonard Bernstein 1984 in Wien auf die Bühne und vor die Kameras traten, um das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms darzubieten. Unterschiedlicher hätten die Temperamente scheinbar nicht sein können: Bernstein, der Medienliebling, der sich gekonnt und häufig des Mediums Film bediente, nicht nur, um Konzerte aufzuzeichnen, sondern auch, um mit seinen musikpädagogischen Ausführungen ein Massenpublikum zu erreichen. Und am Flügel der als öffentlichkeitsscheue geltende Perfektionist Zimerman, der jede Nuance seines Spiels genauestens vorbereitet, sogar selbst seine Instrumente umbaut, um den vollkommenen Klang zu erreichen, und der nur selten über seine Kunst spricht.

Bedeutende Kolleg:Innen wie Hélène Grimaud und Igor Levit und enge Vertraute Leonard Bernsteins wie die Dirigentin Marin Alsop und sein ehemaliger Assistent Charlie Harmon erzählen, was für sie dieses Konzert zu einer Sternstunden macht.

Das Ergebnis ist in der Tat eine musikalische Sternstunde – und für Krystian Zimerman ein Wendepunkt in seiner Karriere. In einem seiner seltenen Interviews spricht er in dieser Folge „Leonard Bernstein und Krystian Zimerman interpretieren Brahms“ erstmals in einer TV-Dokumentation ausführlich über die Hintergründe dieser Konzertaufzeichnung, und darüber, warum diese Zusammenarbeit mit Leonard Bernstein sein ganzes künstlerisches Leben veränderte.

Sternstunden der Musik: Menuhin und Karajan spielen Mozart

Sternstunden der Musik: Menuhin und Karajan spielen Mozart

Sternstunden der Musik: Menuhin und Karajan spielen Mozart

Ein Film von Grete Liffers, ZDF/ARTE, 43 min., 2022

Yehudi Menuhin gilt als das Wunderkind des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde gefeiert und verehrt wie einst Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Violinkonzert Nr. 5 er für diese Aufzeichnung interpretiert.

Nach vielen Jahren des Konzertierens und Reisens stellt der Ausbruch des zweiten Weltkriegs einen Wendepunkt für Menuhin dar. Er spielt vor alliierten Truppen, vor Soldaten und Verwundeten. Sein Konzert im befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen konfrontiert ihn, den geschützten Wunderknaben, mit unvorstellbaren Horror. Doch Yehudi Menuhin verzweifelt nicht. Er beschließt sein Leben und seine Musik der Versöhnung und dem Frieden zu widmen. Bereits 1947 kehrt er als erster jüdischer Musiker für ein Gastspiel zurück nach Berlin.

Nur wenige Jahre älter, schlägt Herbert von Karajan einen völlig anderen Weg ein. Sein Leben ist geprägt von der Suche nach Perfektion und musikalischer Größe. Während der NS-Zeit baut Herbert von Karajan in Deutschland seine Karriere auf und wird zu einem der einflussreichsten und bedeutendsten Dirigenten der Nachkriegszeit.

Dass solch unterschiedliche Lebensläufe magischen musikalischen Momenten nicht im Wege stehen, belegt die Aufnahme aus dem Jahr 1966, meisterhaft in Szene gesetzt durch den preisgekrönten Spielfilmregisseur Henri-Georges Clouzot.

 

Internationale Stars aus der Musikszene wie Anne-Sophie Mutter, Daniel Hope oder Hillary Hahn, aber auch Größen der Filmkunst wie Sunnyi Melles, August Zirner und Bruno Monsaigeon, lassen sich von diesem wertvollen Zeitzeugnis, das die einzige Zusammenarbeit dieser Musik-Legenden dokumentiert, verzaubern. Gemeinsam erleben wir, wie sich zeitlose Schönheit in Klangidealen verwirklicht und noch heute Musik zur Versöhnung beitragen kann.

Im Labyrinth – Der Musiker Jörg Widmann

Im Labyrinth – Der Musiker Jörg Widmann

Im Labyrinth - Der Musiker Jörg Widmann

Ein Film von Holger Preuße, 42 / 52min., BR/ARTE 2022

Die Musik bekommt ein Eigenleben in dem Moment des Schreibens, so Jörg Widmann. Sie schlüpft gleichsam in einen eigenen Körper und wird zu einem Lebewesen, das seiner eigenen Wege geht. So bleibt es Fragment, denn es ist nicht das, was er beabsichtigt hatte. Das Labyrinth ist für Jörg Widmann ein Bild, das diesen Zustand beschreibt. Es ist zu seinem Lebensthema geworden, das er mittlerweile auch in sechs Stücken musikalisch verarbeitet hat. Im Labyrinth verliert man sich, stößt an, es sind Momente, „wo es nicht weitergeht. Und das ist etwas, was ich im Komponieren oft als problematisch und sehr schmerzhaft erfahre. So glückhaft das Komponieren auch ist.“ Aus dem Labyrinth des Komponierens führt ihn der Klarinettist, der er ebenso ist – seit vielen Jahren einer der besten der Welt – und mehr und mehr der Dirigent.

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Wir folgen Jörg Widmann in sein Labyrinth, greifen dabei nach dem roten Faden, der sein Leben durchzieht. Erleben mit ihm das Auf und Ab, die euphorischen wie auch die krisenhaften Momente des Schreibens. Entdecken ihn hinter und auf der Bühne. Und stellen dabei fest, dass es ein ganzes Bündel von Fäden ist, die sich bei ihm zu einem Knäuel verstricken, wobei der Komponist ohne den Klarinettisten, der Dirigent ohne den Komponisten, Jörg Widmann ohne den Menschen nicht zu denken ist.

Der Film begleitet Jörg Widmann bei der Komposition seines Trompetenkonzertes „Towards Paradise“ (Labyrinth VI), das im Auftrag des Gewandhausorchesters Leipzig und des Boston Symphony Orchestra entsteht – von den ersten Entwürfen bis zur Uraufführung. Als Klarinettist und Dirigent sehen wir ihn bei den Salzburger Festspielen, im Boulez Saal und Konzerthaus Berlin, erleben den Universalmusiker gemeinsam mit Daniel Barenboim, mit Anne Sophie Mutter, für die er sein 6. Streichquartett komponiert hat, und auf einer Taiwan-Tournee mit seiner Schwester, der Geigerin Carolin Widmann.

Gewinner des Deutschen Kamerapreis 2023 in der Kategorie Schnitt (Doku Screen)

„Ralf Streese nimmt uns mit durch seinen einfühlsamen, rhythmischen und zuweilen mitreißenden Schnitt – hinein in den Kopf des Komponisten Jörg Widmann. Wie Synapsen und Neuronen tauchen die Noten für uns hör- und spürbar hinter dem inneren Auge von Widmann auf. Strömen durch rhythmische Bleistiftbewegungen auf ein Blatt voll Linien und werden so neu geboren. Diese neue Musik – noch schwarz-weiß, ein Konstrukt aus Linien und Punkten – wird durch den Schnitt sinnlich erlebbar. Die Montage von Ralf Streese bringt uns den Menschen näher, der dieses Trompetenkonzert zur Welt bringt, lässt uns seine Verletzbarkeit erleben, seine Hingabe und seinen Humor. Am Ende hat uns Ralf Streese durch seinen virtuosen Schnitt mit der Leidenschaft und Energie des Komponisten angesteckt.“

Presse

„Die Dokumentation vermittelt nicht nur eindrucksvoll, wie der Prozess des Komponierens vor sich geht bei Widmann. Wie er „Küsse“ und „Antworten“ und auch mal einfach nur heiße Luft in seinen Partituren platziert. Wie er billigend in Kauf nimmt, dass der Geigerin Anne-Sophie Mutter beim Spielen seiner Noten der kleine Finger in Fetzen hängt – und sie mit seinem jungenhaften Charme trotzdem zu immer neuen gemeinsamen Projekten überzeugt.

Widmann sitzt beim Tonsetzen nicht am Computer wie so viele seiner Zeitgenossen, sondern mit gespitztem Bleistift überm Notenpapier. Wie der Film das festhält mach dessen besondere Qualität aus. Er wurde bereits im Mai mit dem Deutschem Kamerapreis ausgezeichnet“

Süddeutsche Zeitung