Der Mafiaboss, Präsident Erdogan und ich
Der Mafiaboss, Präsident Erdogan und ich
Ein Film von Can Dündar und Stella Könemann, WDR, 43min, 2024Im Frühjahr 2021 zogen neun YouTube-Videos die Türkei in ihren Bann. Darin meldete sich Sedat Peker, ein mehrfach vorbestrafter Bandenchef aus dem Exil in Dubai und packte aus über die Verbindungen zwischen dem Erdogan-Regime und der türkischen Mafia. Im Wochenabstand redete über Verwicklungen hoher Politiker und Staatsangestellter in kriminelle Machenschaften, über enge Beziehungen zwischen Regierungskreisen und dem organisierten Verbrechen. Was er darstellte, klang unglaublich: Es gebe in der Türkei eine Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und der Mafia. Mehrere hochrangige Politiker mussten daraufhin zurücktreten.
Einen Mann elektrisierten die Peker-Videos besonders: Can Dündar, Journalist und Filmemacher, der seit 2016 im Exil in Deutschland lebt. Zuvor war er in der Türkei festgenommen und inhaftiert worden, nachdem die Zeitung Cumhuriyet, deren Chefredakteur er war, über Waffengeschäfte zwischen der Erdogan-Regierung und islamistischen Milizen in Syrien berichtet hatte. Noch während er im Gefängnis sass, hatte ihn just Sedat Peker öffentlich mit dem Tod bedroht. Als nach seiner Freilassung tatsächlich ein Attentat auf ihn verübt wurde, ging er nach Deutschland ins Exil.
Für „die story im Ersten“ zeigt Can Dündar zusammen mit Stella Könemann auf, was dran ist an Pekers Vorwürfen, was das für die Türkei von heute bedeutet – und versucht, den Mafia-Boss im arabischen Exil zu kontaktieren. Dabei verwebt Dündar seine persönliche Geschichte mit den Fakten, die im Laufe seiner journalistischen Ermittlungen zutage treten.